Mauerbau vor 60 Jahren: Filmemacherin flüchtete als Kind mit ihrer Mutter in den Westen
Dresden - Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 hat das Leben von Astrid Nora Moeller (60) bestimmt. Die Dresdner Regisseurin und Filmemacherin entkam mit ihrer Mutter Anita am 14. September 1962 durch einen Fluchttunnel von Ost- nach Westberlin.
Ein NBC-Kamerateam dokumentierte damals den gefährlichen Weg in die Freiheit.
"An die Flucht kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Ich war damals eineinhalb Jahre alt. Aber mit neun Jahren habe ich den NBC-Film gesehen - und mich sofort erkannt", erzählt Moeller.
"Der Bruder meiner Mutter, Hasso Herschel, war schon im Oktober 1961 aus der DDR geflohen und hatte versprochen, uns nachzuholen." Er hielt Wort.
Der Dresdner Hasso Herschel (86) war maßgeblich am Bau des über 120 Meter langen Tunnels von der Bernauer Straße in einen Ostberliner Keller auf der Schönholzer Straße beteiligt.
Er verhalf dort 29 Menschen zur Flucht, insgesamt schleuste er in zehn Jahren über 1000 Menschen aus der DDR.
Einem Land, das ihm hart zugesetzt hatte: Weil er am 17. Juni 1953 in Dresden demonstriert hatte, flog er von der Oberschule.
"Mein Onkel hat den Tunnel der Freiheit (Tunnel der Freiheit farbig) gegraben"
1955 wurde er dabei erwischt, wie er eine DDR-Kamera in Westberlin verkaufen wollte - sechs Jahre wurde er dafür inhaftiert.
"Zum Teil in perfider Einzelhaft. Doch er ist nicht daran zerbrochen", sagt Astrid Nora Moeller.
Die Geschichte ihrer Dresdner Familie schrieb Astrid Nora Moeller nieder - ihr Drehbuch war die Grundlage für den 2001 gesendeten TV-Zweiteiler "Der Tunnel".
Moeller selbst hat zwei Dokus über die Tunnelflucht produziert - 2009 "Eine Familiengeschichte", 2011 "Der Fluchthelfer - Wege in die Freiheit".
Ihr eigener Weg führte sie über Westberlin, nach Trier, Afrika, München, Neuseeland - zurück nach Dresden.
Im Oktober ist die Filmemacherin in ihre alte neue Heimat zurückgekehrt. "Hier möchte ich gern das Thema Fluchttunnel in die Schulen tragen..."
Titelfoto: Petra Hornig