Dresdner Märchentheater am Ende: "Nach Corona nie wieder auf die Beine gekommen!"

Dresden - "Datenschutz | Impressum | Allgemeine Geschäftsbedingungen", allein diese Reiter findet noch, wer auf der Homepage von "1001 Märchen und Geschichten" den Spielplan aufruft. Ein Spielplan wird dort nicht mehr angezeigt, zumindest vorerst nicht.

Rainer Petrovsky (74) 2021 vor dem Bräustübel: Damals winkte die Gitarrenpuppe in seinem Arm zur Begrüßung, nun bedeutet die Geste Abschied.
Rainer Petrovsky (74) 2021 vor dem Bräustübel: Damals winkte die Gitarrenpuppe in seinem Arm zur Begrüßung, nun bedeutet die Geste Abschied.  © Norbert Neumann

Die literarische Kleinkunstbühne ist am Ende, zumindest am gegenwärtigen Standort, dem Bräustübel am Körnerplatz. Am Silvestertag fand nach etwas mehr als drei Jahren die letzte Vorstellung statt.

Im September 2021, während Corona wütete, war das Bräustübel vom Betreiberduo Matteo Böhme, Gastro-Unternehmer, und Rainer Petrovsky (74), Kultur-Unternehmer, übernommen worden. Im Vorlauf hatte Petrovskys Märchenbühne den seit der Gründung 1997 angestammten Standort in der Kuppel der Yenidze aus klimatischen Gründen aufgeben müssen.

Nun war eine neue Spielstätte gefunden, wo "Kultur und Genuss Hand in Hand gehen" sollten. Ausgezahlt hat es sich in diesem Arrangement für die Kultur nicht, wobei erwähnt werden muss, dass die Märchenbühne stets ohne öffentliche Mittel auskommen musste und sich selbst finanzierte.

Dresden: Wegen Einbruchs der Anzeigenerlöse: Kulturmagazin "Dresdner" stellt Erscheinen ein
Dresden Kultur & Leute Wegen Einbruchs der Anzeigenerlöse: Kulturmagazin "Dresdner" stellt Erscheinen ein

Als das Haus bald nach der Eröffnung infolge Corona annähernd ein Jahr lang schließen musste, sei man danach "nie wieder so richtig auf die Beine gekommen", schreibt Petrovsky auf der Homepage.

Nach Corona: Anlaufpunkt für Querdenker-Szene

Im Bräustübel am Körnerplatz fand am Silverstertag die letzte Vorstellung von "1001 Märchen und Geschichten" statt. (Archivbild)
Im Bräustübel am Körnerplatz fand am Silverstertag die letzte Vorstellung von "1001 Märchen und Geschichten" statt. (Archivbild)  © Norbert Neumann

"1001 Märchen und Geschichten" etablierte sich während jener Zeit auch als Anlaufpunkt für sogenannte Querdenker, darunter die umstrittene Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot (61).

Natürlich sei das Haus ausverkauft gewesen, wenn "solche Hexenmeister-innen wie U. Guérot und andere mit großen Namen kommen", gibt Petrovsky an: "Aber ansonsten sind's einfach zu wenig Besucher. Woran es liegen könnte, daran rätseln wir Tag und Nacht …" Stühle, Vorhänge, Teppiche, eine Tonanlage würden nun für "kleines Geld" verkauft.

Einen festen Spielort hat "1001 Märchen und Geschichten" nicht mehr, als reisendes Ensemble will das Literaturtheater jedoch weiter bestehen.

Dresden: Museum in Dresden erinnert an Meilensteine der Telefonie - und wird jetzt größer
Dresden Kultur & Leute Museum in Dresden erinnert an Meilensteine der Telefonie - und wird jetzt größer

Schloss Weesenstein, Festung Königstein, der Chinesische Pavillon "und die verschiedensten Orte der Dresdner Volkssolidarität" sind Stationen, die von je her mitbespielt wurden und auch künftig genutzt werden sollen.

Darum werde auch die Homepage bestehen bleiben, heißt es. Sehr wahrscheinlich werden dort bald wieder Termine verzeichnet sein.

Titelfoto: Norbert Neumann

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: