Dresdner Märchentheater am Ende: "Nach Corona nie wieder auf die Beine gekommen!"
Dresden - "Datenschutz | Impressum | Allgemeine Geschäftsbedingungen", allein diese Reiter findet noch, wer auf der Homepage von "1001 Märchen und Geschichten" den Spielplan aufruft. Ein Spielplan wird dort nicht mehr angezeigt, zumindest vorerst nicht.
Die literarische Kleinkunstbühne ist am Ende, zumindest am gegenwärtigen Standort, dem Bräustübel am Körnerplatz. Am Silvestertag fand nach etwas mehr als drei Jahren die letzte Vorstellung statt.
Im September 2021, während Corona wütete, war das Bräustübel vom Betreiberduo Matteo Böhme, Gastro-Unternehmer, und Rainer Petrovsky (74), Kultur-Unternehmer, übernommen worden. Im Vorlauf hatte Petrovskys Märchenbühne den seit der Gründung 1997 angestammten Standort in der Kuppel der Yenidze aus klimatischen Gründen aufgeben müssen.
Nun war eine neue Spielstätte gefunden, wo "Kultur und Genuss Hand in Hand gehen" sollten. Ausgezahlt hat es sich in diesem Arrangement für die Kultur nicht, wobei erwähnt werden muss, dass die Märchenbühne stets ohne öffentliche Mittel auskommen musste und sich selbst finanzierte.
Als das Haus bald nach der Eröffnung infolge Corona annähernd ein Jahr lang schließen musste, sei man danach "nie wieder so richtig auf die Beine gekommen", schreibt Petrovsky auf der Homepage.
Nach Corona: Anlaufpunkt für Querdenker-Szene
"1001 Märchen und Geschichten" etablierte sich während jener Zeit auch als Anlaufpunkt für sogenannte Querdenker, darunter die umstrittene Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot (61).
Natürlich sei das Haus ausverkauft gewesen, wenn "solche Hexenmeister-innen wie U. Guérot und andere mit großen Namen kommen", gibt Petrovsky an: "Aber ansonsten sind's einfach zu wenig Besucher. Woran es liegen könnte, daran rätseln wir Tag und Nacht …" Stühle, Vorhänge, Teppiche, eine Tonanlage würden nun für "kleines Geld" verkauft.
Einen festen Spielort hat "1001 Märchen und Geschichten" nicht mehr, als reisendes Ensemble will das Literaturtheater jedoch weiter bestehen.
Schloss Weesenstein, Festung Königstein, der Chinesische Pavillon "und die verschiedensten Orte der Dresdner Volkssolidarität" sind Stationen, die von je her mitbespielt wurden und auch künftig genutzt werden sollen.
Darum werde auch die Homepage bestehen bleiben, heißt es. Sehr wahrscheinlich werden dort bald wieder Termine verzeichnet sein.
Titelfoto: Norbert Neumann