Lokalpatriot Ernst Hirsch: Das "Auge von Dresden" trennt sich von seinem Lebenswerk
Dresden - Jetzt gehört die Film- und Kamerasammlung (über 400 Filmrollen, 38 Kameras) von Kameramann und Lokalpatriot Ernst Hirsch (89) allen Dresdnern. Das "Auge von Dresden" hat sie der Sächsischen Staats- und Landesbibliothek (SLUB) und der Stadt Dresden verkauft. Hirsch nimmt Abschied von einem Lebenswerk.

Darunter von seiner ersten Profi-Kamera, einer amerikanischen Eyemo mit 35 Millimeter-Film. Damit drehte der gelernte Feinoptiker ab 1954 für die "Aktuelle Kamera", anschließend freiberuflich - aber immer in Dresden.
"Hier bin ich aufgewachsen, habe die Bombardierung überlebt. In keiner anderen Stadt hätte ich mich derart entfalten können."
Über sechs Jahrzehnte lang dokumentierte Hirsch das Leben in Dresden, filmte den Stadtalltag nach dem Krieg, Dynamo-Spiele, Kunstschätze ... Nach der Wende erlangte er mit einem Siebenteiler über den Wiederaufbau der Frauenkirche ("Die steinerne Glocke") Bekanntheit.
Aber er filmte nicht nur, sondern schnitt auch zusammen. So wurden aus historischen Stadtaufnahmen - manche entstanden vor dem Ersten Weltkrieg - legendäre Streifzüge durch das unzerstörte Dresden.
Hirsch verkaufte seine Sammlung für einen fünfstelligen Betrag





Akribisch erweiterte Hirsch seine Sammlung um Raritäten. Hirsch zeigt auf eine grüne Luftkamera: "Hiermit hat Walter Hahn 1943 die letzten Aufnahmen von Dresden gemacht, bevor es bombardiert wurde."
Nun sind die gesammelte Technik und über 400 Filmrollen in den Bestand der SLUB und der städtischen Technischen Sammlungen gewandert.
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (47, Linke) ist begeistert: "Uns war wichtig, das Lebenswerk von Ernst Hirsch für die Öffentlichkeit zu erhalten. Danke an Herrn Hirsch, dass Sie damals auf uns zugekommen sind."
Der Chronist verkaufte seine Sammlung für einen fünfstelligen Betrag, vereinbarte Stillschweigen mit den Beteiligten über die genaue Summe. "Am freien Markt wäre der Wert um ein Vielfaches höher", versichert er.
Die SLUB will alle Filme jetzt sichten und digitalisieren. Die Technischen Sammlungen planen eine Sonderausstellung mit den Neuerwerbungen, die 2026 öffnen soll.
Titelfoto: Holm Helis