Leckerer Re-Import! Wenn DDR-Kaffee über Vietnam zurück nach Sachsen kommt ...

Dresden - Wegen ihrer Liebe zu den braunen Bohnen sind die "Kaffeesachsen" berühmt. Ein "Schälchen Heeßer" ist zu jeder Tageszeit willkommen. Und er ist verfeinert mit einem Schuss Nostalgie: Noch heute kann man Kaffee aus der DDR trinken. Nicht etwa alten "Rondo" oder "Kosta", sondern vietnamesischen Kaffee aus DDR-Plantagen - wie im Lokal "Nam Dinh" in Leuben!

Hoang Duy Long Nguyen (23) zeigt, wie vietnamesischer Kaffee zubereitet wird.
Hoang Duy Long Nguyen (23) zeigt, wie vietnamesischer Kaffee zubereitet wird.  © Eric Münch

Die Ursache dafür liegt im Jahr 1976 in Brasilien. Nach einer Missernte explodierten die Kaffeepreise. Statt rund 150 Millionen Valutamark musste die DDR das Vierfache für den Jahreseinkauf hinblättern.

Das überstieg das Devisen-Budget und deshalb kam das SED-Regime auf die Idee, im befreundeten sozialistischen Bruderland Vietnam Kaffeeplantagen anzulegen. In den 80er-Jahren wurden auf rund 8600 Hektar Pflanzungen angelegt, Fachpersonal geschult, Maschinen- und Bewässerungstechnik geliefert. Doch als die Pflanzen nach acht Jahren endlich Früchte trugen - gab's die DDR nicht mehr.

"Vietnam ist heute nach Brasilien der weltweit zweitgrößte Kaffeeexporteur", weiß Karsten Lehmann (55) aus der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei.

Das könnte "Erichs Krönung" sein: "Nam Dinh"-Chefin Thi Ha Nguyen (47) schwört auf Kaffee aus dem Hause "TrungNguyen".
Das könnte "Erichs Krönung" sein: "Nam Dinh"-Chefin Thi Ha Nguyen (47) schwört auf Kaffee aus dem Hause "TrungNguyen".  © Eric Münch

"Wir kaufen vor allem vietnamesischen Robusta-Kaffee für unsere Mischungen ein. Er wird im zentral liegenden Flachland in etwa 300 Metern Höhe angebaut." Die größten Anbauregionen sind Dak Lak, Kontum, Gia Mai, Lam Duong und Buon me Thout.

Heiß als Café Fin, kalt als Cà Phê Sữa Dà

Ob kalt oder heiß getrunken - vietnamesischer Kaffee ist süß und stark.
Ob kalt oder heiß getrunken - vietnamesischer Kaffee ist süß und stark.  © Eric Münch

Stolz schenkt auch "Nam Dinh"-Wirtin Thi Ha Nguyen (47) original vietnamesischen Kaffee aus - heiß als Café Fin, kalt als Cà Phê Sữa Dà (süß, stark, auf Eis mit Kondensmilch). Bei ihr kommt Arabica-Kaffee von "Trunk Nguyen", einem der größten Hersteller, ins Glas.

"Der Kaffee wird bei uns live gebrüht, über einen kleinen Filter, der auf das Glas aufgesetzt wird. Anders als in Deutschland kommt zuerst dicke, gesüßte Kaffeesahne ins Glas", schwärmt This Sohn Hoang Duy Long (23).

"Meinen ersten Kaffee habe ich mit 16 getrunken. Danach konnte ich nicht schlafen. Aber unseren Gästen schmeckt er so gut, dass viele sogar ein Päckchen mitnehmen wollen."

In der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei: Nico Ziesche (27) und Chef Karsten Lehmann (55, r.) bestücken die Röstanlage mit vietnamesischem Kaffee.
In der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei: Nico Ziesche (27) und Chef Karsten Lehmann (55, r.) bestücken die Röstanlage mit vietnamesischem Kaffee.  © Petra Hornig

Echte Kaffeesachsen eben!

Titelfoto: Eric Münch

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