Kunstmöbel am Dresdner Hof: Erste Sonderausstellung in Augusts Paraderäumen

Dresden - Seit die Paraderäume im Residenzschloss vor fünf Jahren wiedereröffnet wurden, hat man eine anschauliche Vorstellung davon, wie man in den legendären Zeiten von August Vater und Sohn bei Kurfürstens und Königs lebte. Mit einer Ausstellung von Werken des französischen Kunsttischlers Jean-Pierre Latz (1691-1754) wird die Pracht noch einmal gesteigert.

Kuratorin Christiane Ernek-van der Goes in der Ausstellung vor einer Reihe Pendeluhren.  © Petra Hornig

"Fait à Paris", gemacht in Paris, so lautet der Titel der Schau, gemäß der Signatur in zwei Uhrensockeln, ergänzender Titel: "Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof".

Tatsächlich kauften besonders August III. und sein Premierminister Heinrich Graf von Brühl großzügig in Frankreich ein. Die "hochkomplexen Meisterwerke, die sich stilistisch zwischen dem schweren, streng symmetrischen Barock und dem für Leichtigkeit und Asymmetrie stehenden Rokoko" bewegten, waren bei Hofe begehrte Luxusware.

Die Ausstellung ist eine des in Pillnitz verorteten Kunstgewerbemuseums, das für die Paraderäume die wissenschaftliche Verantwortung innehat. Es sei die erste Sonderausstellung in den Paraderäumen überhaupt, sagt Direktor Thomas A. Geisler.

Dresden Kultur & Leute Krimi-Dinner für zu Hause: Spiele-Erfinder wird jetzt zum Mafia-Paten

Kurz nach Wiedereröffnung der Beletage aus sieben Räumen (besser: Sälen) im zweiten Stock des Residenzschlosses habe man beschlossen, diese Ausstellung nicht in Pillnitz zu zeigen, vielmehr böten die Paraderäume dafür ein "perfektes Setting", so Generaldirektorin Marion Ackermann.

Anzeige

Im Krieg beschädigte Stücke wurden vergessen

Blick in einen der Paraderäume mit Ausstellungsobjekten.  © Petra Hornig

Kunsttischler Jean-Pierre Latz, als Johann Peter Latz in Köln geboren, wird seit einiger Zeit wiederentdeckt. Buchstäblich gilt das für den Dresdner Bestand.

Während des Krieges teilweise schwer beschädigt, gerieten die Gegenstände in die Depots der Staatlichen Kunstsammlungen und dort jahrzehntelang in Vergessenheit; manche Stücke galten sogar als Kriegsverluste, sagt Kuratorin Christiane Ernek-van der Goes.

Ab 2008 wurde gearbeitet am Bestand, seit 2018 restauriert. 30 Objekte zählt die Dresdner Sammlung, in der Ausstellung verdichtet zu 20 Ensembles, ergänzt von Leihgaben der Stiftung Preußische Schlösser in Potsdam und dem Palazzo Quirinale in Rom, den neben Dresden wichtigsten musealen Standorten von Latz' Luxusmöbeln.

Dresden Kultur & Leute Koch vom "Kastenmeiers" nimmt Sauerteig "Gigi" mit in den Urlaub

Zu den Leihgaben gehört etwa ein für Friedrich den Großen gefertigter Schreibtisch.

Hauptmöbel der Ausstellung sind hoch aufragende, etwa zweieinhalb Meter große Pendeluhren auf Sockeln (Pendulen und Piedestale), wie sie Premierminister Brühls Sammlerleidenschaft entsprachen und dem alliierten Bombardement vom 13. Februar, anders als andere Objekte, entgingen.

Gestaltet sind sie mit "hochwertigen Einlegearbeiten" (Boulle-Marketerien) aus Schildplatt, Messing, Ebenholz, Perlmutt, farbig unterlegtem Horn oder edlen Tropenhölzern mit üppig vergoldeten Beschlägen.

Edle Palmstammuhren konnten restauriert werden.  © Petra Hornig

Funktionsfähige Uhren werden nicht mehr betrieben

Attraktive Ausstellungsstücke sind ebenso zwei Palmstammuhren, die im Bombenfeuer starke Verbrennungen erlitten, doch erhalten und restauriert werden konnten. Funktionstüchtig sind von all den Uhren nur noch zwei, jedoch verzichte man darauf, sie in Gang zu setzen, um die Abnutzung nicht zu beschleunigen, erklärt die Kuratorin.

Eine digitale Medienstation informiert anschaulich über die Restaurierungsarbeiten, mittels einer "Ghostbox" kommen historische Protagonisten zu Wort.

Diese Ausstellung, geöffnet ab dem heutigen Samstag bis 2. Februar, ist so interessant wie prachtvoll.

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: