Immer weniger Kinder ... Tagespapa macht sich Sorgen um die Zukunft
Dresden - Bis vor einigen Jahren war es für Eltern ein Kampf, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu ergattern. Heute haben viele Familien die Qual der Wahl. Doch während Kitas regelmäßig streiken, kämpfen immer mehr Tagesbetreuer ums Überleben.

Helge Rog (55) ist seit 15 Jahren Tagesvater in Pieschen, hatte bislang 23 Kinder in seiner Obhut. Im Sommer verlassen drei seiner vier Schützlinge das Refugium an der Rehefelder Straße. Noch vor fünf Jahren hatte Rog auf einen Platz mehr als zehn Anfragen. Nun bleiben die Anmeldungen aus.
"Dass es nur eine Betreuungsperson gibt, ist den Eltern möglicherweise zu unsicher. Viele kennen die Vorteile nicht", mutmaßt er. "Kleine Gruppen, eine familiäre Atmosphäre – das ist in großen Kitas kaum möglich."
Trotzdem mussten bereits viele seiner Kollegen aufgeben. Tanja Kaminski, Fachberaterin bei "Malwina", eine von drei Vermittlungsstellen in Dresden, bestätigt den Negativtrend. Im Rathaus wird dazu Statistik geführt.
Auf TAG24-Nachfrage hieß es: "Im letzten Jahr mussten 34 Tagespflegeeinrichtungen schließen – aus privaten, finanziellen oder altersbedingten Gründen." 2012 gab es 382 Tagespflegestellen. 2023 waren es nur noch 352.
Seit 2013 haben Kinder ab einem Jahr Anspruch auf einen Kitaplatz. Die Verwaltung reagierte darauf mit einem Ausbau der kommunalen Einrichtungen. Aber: "Stadtweit macht sich ein Geburtenknick bemerkbar", sagt auch Beraterin Kaminski.


Tagespapa blickt sorgenvoll auf seine berufliche Zukunft
Kitas hätten deshalb freie Plätze übrig. Rog nachdenklich: "Die Stadt ist vielleicht motivierter, die Plätze in den Kitas voll zu bekommen. Hier wurde immerhin viel gebaut und Geld reingesteckt." Trotzdem dürfe die Tagespflege nicht außer Acht gelassen werden, fordert er.
Auf seine berufliche Zukunft blickt der Tagespapa mit gemischten Gefühlen: "Dieses Jahr ist schwierig. Wie meine anderen Kollegen muss auch ich Ende des Jahres eine Entscheidung treffen ..."
Titelfoto: Norbert Neumann