Hygienemuseum warnt vor Haushaltskürzungen: "Es droht Abstieg in die Mittelmäßigkeit!"

Dresden - Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD) ist ein Vorzeige-Haus, ein weltweit einmaliges Museum von internationalem Ruf. Wenn Direktorin Iris Edenheiser (47) das sagt, ist es kein Selbstlob, sondern soll verdeutlichen, was auf dem Spiel steht: Die geplanten Haushaltskürzungen für den gesamten städtischen Kulturbereich würden das DHMD härter treffen als andere Institutionen.

Das Deutsche Hygiene-Museum ist ein Dresdner Publikumsmagnet von überregionaler Strahlkraft.
Das Deutsche Hygiene-Museum ist ein Dresdner Publikumsmagnet von überregionaler Strahlkraft.  © Stefan Häßler

Ein Maßnahmenpaket für den schlimmsten Fall ist bereits skizziert. Die Folgen wären verheerend.

Dresden muss wegen angespannter Haushaltslage sparen. Im Zuge dessen will die Stadt in den beiden nächsten Jahren auch ihren Anteil für die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum (SDHM) um je 665.000 Euro reduzieren.

Da die SDHM - das ist ihre besondere Finanzierungssituation - von der Landeshauptstadt und dem Freistaat Sachsen seit 1999 paritätisch und somit komplementär finanziert wird, würde sich die Kürzung auf einen Betrag von insgesamt 1,33 Millionen Euro jährlich verdoppeln.

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Falls der Stadtrat die Pläne im November beschließen sollte. Es wäre ein Rückfall auf das Zuschuss-Niveau von 2004. Damit verbunden ist für Direktorin Edenheiser "unweigerlich und in kürzester Zeit der Abstieg vom Flaggschiff in die Mittelmäßigkeit".

Sie appelliert an die politisch Verantwortlichen, dies in ihren Überlegungen zu bedenken - und warnt vor dem Verlust an Renommee für die Stadt.

Deutsche Hygiene-Museum Dresden habe sich selbst ein Sparprogramm verordnet

Fürchten angesichts der städtischen Kürzungspläne um Format und den internationalen Ruf ihres Hauses: Direktorin Iris Edenheiser (47, r.) und die Kaufmännische Direktorin Lisa Klamka (34)
Fürchten angesichts der städtischen Kürzungspläne um Format und den internationalen Ruf ihres Hauses: Direktorin Iris Edenheiser (47, r.) und die Kaufmännische Direktorin Lisa Klamka (34)  © Stefan Häßler

Dazu muss man wissen: Das Hygiene-Museum arbeitet bereits in struktureller Unterfinanzierung. Die Stiftung finanziert Programm, Personal- sowie die Kosten für die Instandhaltung des denkmalgeschützten Hauses.

Bis 2021 stiegen die Zuschüsse auf 3,165 Millionen Euro - seitdem trotz Inflation und Mindestlohnerhöhung nicht mehr.

Laut Lisa Klamka (34), Kaufmännische Direktorin des Museums, würden die Beiträge der Stifter seit 2023 nicht einmal mehr die notwendigen Fixkosten abdecken. Klamka: "Pointiert gesagt: Wir finanzieren uns derzeit komplett selbst."

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Über die Einwerbung von Dritt- und Fördermitteln und Eigenerlöse aus Ticketverkauf und Vermietungen.

Gleichwohl habe man sich in dieser Situation selbst ein Sparprogramm verordnet: "Wir wollen natürlich unseren substanziellen Beitrag leisten."

Weiterer Schließtag für das DHMD?

Vor allem die Qualität des Ausstellungsprogramms wird leiden
Vor allem die Qualität des Ausstellungsprogramms wird leiden  © Stefan Häßler

Die drohende Reduzierung des Etats könne gleichwohl ohne tiefgreifende Einschnitte in das Profil nicht mehr kompensiert werden.

Denkbar wären ein weiterer Schließtag, die Rücknahme des freien Eintritts für Kinder und Jugendliche, Abstriche bei der Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Allein an Stellenabbau wird nicht gedacht. Vor allem stünden aber die Sonderausstellungen infrage.

2025 habe man eine Schau zum Thema "Freiheit" geplant, unter Schirmherrschaft der Kulturstaatsministerin und in Kooperation mit Museen Polens und Tschechiens.

Iris Edenheiser: "Gerade in gesellschaftlich nicht einfachen Zeiten und im Angesicht der populistischen Vereinnahmung dieses Begriffes ist die Setzung dieses Themas dringend geboten." Es wäre peinlich und niemandem vermittelbar, darauf plötzlich verzichten zu müssen.

Es wäre nur eine statt wie sonst zwei Sonderausstellungen im Jahr. Das bedeute weniger Besucher, weniger Einnahmen, weniger Sichtbarkeit und noch weniger Förderung, beschreibt die Direktorin das zu erwartende Abwärtsspiralen-Szenario: "Wir reiben uns verwundert die Augen, dass wir nicht mehr das erfolgreichste Museum Dresdens sein sollen."

Bei diesen Kürzungen "wird es das Hygiene-Museum in gewohnter Form perspektivisch so nicht mehr geben". Die Stadt müsse sich jetzt fragen: In welcher Liga soll der Leuchtturm DHMD künftig spielen? Solle man ins Mittelmaß absteigen? Edenheiser: "Wir wollen es nicht!"

Titelfoto: Stefan Häßler

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