Filmemacher zeigt seine Heimat in bewegenden Bildern: So erlebte ich das Kriegsende in Dresden

Dresden - Vor 75 Jahren ging auch in Dresden der Krieg zu Ende.

Filmemacher Hans-Dieter Grabe (83) wächst in Dresden auf.
Filmemacher Hans-Dieter Grabe (83) wächst in Dresden auf.  © ZDF/Astrid Schmidhuber

Hans-Dieter Grabe (83) wuchs hier auf, erlebte die letzte Bombardierung und die Befreiung der Stadt als Achtjähriger hautnah. Er wurde später erfolgreicher Dokumentarfilmer. In "Waffenstillstand - Mein Sommer '45 in Dresden" begibt er sich noch einmal auf die Pfade seiner Kindheit.

Heute (22.25 Uhr) zeigt 3sat das persönlichste Dokument des Filmemachers in einer Erstausstrahlung. Mit TAG24 sprach Hans-Dieter Grabe exklusiv über die Entstehung des Films und seine Erlebnisse im ersten Nachkriegssommer, der sein Leben prägte: "Ich fühlte eine Notwendigkeit, diese Erinnerungen in einem Film umzusetzen."

Die Ereignisse überschlugen sich damals, am 17. April 1945. Der Vater kehrte an diesem Tag aus dem Krieg heim. Nur wenige Stunden später wurde die Familie im Haus an der Bayreuther Straße 22 ausgebombt. 

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Noch am Abend fanden sie ein paar Häuser weiter, in der Kaitzer Straße 51, Unterschlupf. Grabe denkt positiv daran zurück: "Wir waren zusammen und hatten alle überlebt."

Die Lieblingsorte gab es nicht mehr: Zoo, Zirkus und Hauptbahnhof waren zerstört

Bei den Luftangriffen im Februar 1945 wird Dresden zerstört, etwa 25.000 Menschen sterben.
Bei den Luftangriffen im Februar 1945 wird Dresden zerstört, etwa 25.000 Menschen sterben.  © ZDF/SLUB
Das Familienfoto hat den Krieg überlebt: Hans-Dieter Grabe Ende der 1930er Jahre mit seinen Eltern.
Das Familienfoto hat den Krieg überlebt: Hans-Dieter Grabe Ende der 1930er Jahre mit seinen Eltern.  © ZDF/Hans-Dieter Grabe
Hier wohnt Hans-Dieter Grabe mit seinen Eltern bis zum Luftangriff. Das Haus in der Dresdner Südvorstadt wird im Krieg zerbombt.
Hier wohnt Hans-Dieter Grabe mit seinen Eltern bis zum Luftangriff. Das Haus in der Dresdner Südvorstadt wird im Krieg zerbombt.  © ZDF/Hans-Dieter Grabe
75 Jahre nach der Zerstörung: Heute zeigt sich die Dresdner Altstadt wieder von ihrer schönsten Seite.
75 Jahre nach der Zerstörung: Heute zeigt sich die Dresdner Altstadt wieder von ihrer schönsten Seite.  © ZDF/Aldo Gugolz

Es folgte der Waffenstillstand. Das Wort verhieß Gutes, auch wenn die Erwachsenen dem nicht trauten. Die Angst beherrschte noch einmal sein Leben, als die Russen den Vater festnahmen. 

Die Suche führte durch die gesamte Stadt, in verschiedene Gefängnisse. Wieder meinte es das Schicksal gut: Der Vater kehrte zurück. Doch die Lieblingsorte gab es nicht mehr: Zoo, Zirkus und Hauptbahnhof. Sie waren zerstört.

In Archiven fand Grabe alte Film- und Fotoaufnahmen, die er in seiner Doku zeigt. Darunter auch Unbekanntes. 

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Wie die Anzeige der Seiltänzerin Ilse Ilona, die von der Hofkirche über die Elbe bis zum Ministeriumsgebäude über ein Drahtseil tanzte. 

Hans-Dieter war damals in der staunenden Menschenmenge dabei, hatte die Eltern überredet, hinzugehen. Alle schauten nach oben, "nicht in Angst vor den Bombenflugzeugen, denn der Waffenstillstand hatte gehalten".

Grabe hat die DDR 1959 verlassen und lebt heute bei Mainz.

Titelfoto: ZDF/SLUB/ZDF/Astrid Schmidhuber

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