Guck mal, wer da hämmert: Roboter hauen bei Steinmetz Schubert das Gröbste weg
Dresden - Dem ältesten Handwerk der Welt wird unter die Arme gegriffen - und das einarmig! "Ralli" und "Gatter", zwei 5-Achs-Roboter, helfen dem Steinmetzbetrieb Schubert im Dresdner Norden bei der schweißtreibenden Arbeit.

"Das Handwerk muss mit der Zeit gehen", sagt Edgar Scheidewig (44), der sich trotz der automatisierten Unterstützung keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz macht. "Der Roboter macht nur die groben Sachen. Der Arbeiter ist für das Kleine, Filigrane zuständig. Also das, worauf es ankommt", lacht er.
Mittels Hand-Scanner werden die zu restaurierenden Teile in ein Computerprogramm eingepflegt. Die 3-D-Anwendung berechnet dann die "Werkzeugwege" für den Roboter. Wenn alles passt, gibt Edgar grünes Licht für seine Androiden-Kollegen.
Das, wofür der Steinmetz und diplomierte Geologe mehrere Tage bräuchte, schaffen Ralli und Gatter in wenigen Stunden. Aktuell fertigen sie Volutensteine für den Giebel des Wasserschlosses in Oberau.

Metze gehen mit der Zeit

Chef Sven Schubert (57) und sein Team restaurieren sonst vor allem im Staatsauftrag. Roboter "Ralli" kam 2014, als der Betrieb seinen bisher größten Auftrag bekam - die Teilrekonstruktion der Sandsteinfassade am Berliner Schloss. "So einen Auftrag bekommst du nur einmal im Leben, da brauchten wir Unterstützung", schwärmt Schubert noch heute.
Seine Lehrlinge bekommen die nicht. Die müssen "den Stein erst mal von Hand kennenlernen", wie Edgar schmunzelnd sagt. Zwei Azubis beschäftigt der Betrieb aktuell, stellt jedes Jahr mindestens einen ein. Die Robotik ist bereits in der Ausbildung angekommen: "Steinmechatroniker" lernen das traditionelle Handwerk und die Programmierung des Roboters.
Auch sonst gehen die Metze mit der Zeit: Ihr Sandstein kommt aus der Sächsischen Schweiz, der Marmor aus Süddeutschland. "Deutschland ist ein natursteinreiches Land", sagt Schubert. "Ökologie bedeutet, dass wir uns in der Heimat umschauen - und nicht in China oder anderswo."
Das sei wichtig für die Branche, die laut ihm gar keine Funktion hat - "außer für die Seele. Wir machen Dinge einfach schöner." Und darauf kommt es an - gerade in diesen Zeiten.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann