Dresden - Der neue, mittlerweile 13. Grünkohlkönig hat am heutigen Mittwoch seine Regentschaft angetreten. Kabarettist und Autor Wolfgang Schaller (84) wurde beim traditionellen Grünkohlessen mit 150 Gästen im Hotel Hilton ins Amt befördert - trotz mangelnder "Kohl-Kompetenz".
Denn Schaller verriet voller Schalk: "Ich habe noch nie zuvor Grünkohl gegessen." Das Kenntnisdefizit beim Wintergemüse kompensiert das Urgestein der "Herkuleskeule" mit scharfem Blick auf das politische Geschehen und viel Witz.
"Es ist ja nicht üblich, einen politischen Kabarettisten zum König zu machen. Kabarett gehört doch in den Keller", schmunzelt der Mann, der eigentlich 1970 nur für ein halbes Jahr als Honorarkraft an der "Herkuleskeule" aushelfen wollte. Es wurde ein Lebenswerk daraus.
Zu Recht hat ihn deshalb der Presseclub Dresden als neuen Grünkohlkönig auserkoren - für sein Engagement für Dresden und das gesellschaftliche Miteinander, das er immer wieder aufs Korn nimmt.
"Denn wenn ich sehe, dass die Schlangen vor den Tafeln bei der Lebensmittelausgabe immer länger werden, dann stimmt etwas in unserem reichen Land nicht", sagt Schaller. Und kündigt an: "Die Einnahmen aus der Matinee zu meinem 85. Geburtstag in der Herkuleskeule werde ich der Tafel spenden."
Auf den Tellern beim Grünkohlessen landeten dank Chefkoch Daniel Griepe und seinem Team 70 Kilo Grünkohl, 26 Kilo Schweinebäckchen, 18 Kilo Wollschwein-Filet, 10 Kilo Kartoffeln, 7,5 Kilo Zwiebeln und allein für die Desserts 20 Liter Schlagsahne und acht Kilo Butter - natürlich köstlich zubereitet in drei Gängen.