Glück auf, der Dulig kommt! "Meissen" hat sein neues Kaolin-Bergwerk
Meißen/Zehren - Glück auf! Vorsichtig setzt Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, auf ihr Podest im Förderturm. Damit ist das neue Kaolin-Bergwerk der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meissen im Dörfchen Seilitz (Zehren) offiziell und mit himmlischem Beistand eingeweiht - am Namenstag der Schutzheiligen.
Es ist Europas kleinstes Untertage-Bergwerk. Wochentags arbeiten hier in einer Schicht von 6.45 bis 15.15 Uhr nur zwei Bergleute: Steiger Andreas Kawka (56) und Hauer Patrick Stahnke (38). Sie bauen - noch immer mit viel Handarbeit - in nur vier Metern Tiefe unter der Erdoberfläche das kostbare Kaolin ab.
"Drei Sohlen sind angelegt, die tiefste in zehn Metern. Aber wir beginnen mit dem Abbau in der obersten Sohle", erklärt Kawka. "Die ersten 50 Tonnen Kaolin waren nicht rein genug, die landeten im Abraum. Aber jetzt, nach 15 Metern Vortrieb in den Stollen, stimmt die Qualität."
Einen Meter Vortrieb pro Woche trotzen die beiden Männer mit ihrem Elektroschlaghammer der Lagerstätte ab. Doch die Männer müssen auch die Belüftung des Bergwerkes sichern, die Gänge mit Holz verschalen, das Kaolin in den Hunt (Wagen) schaufeln, das dann im Förderkorb nach oben bugsiert wird.
Die Bergleute selbst steigen über Leitern ein und aus."Seit elf Jahren bin ich schon hier dabei", sagt Kawka.
150 Tonnen Kaolin pro Jahr
Bis zur Erschließung des neuen Bergwerks hat der Ex-Wismut-Kumpel in der alten, nur rund 150 Meter entfernten Kaolin-Grube gearbeitet.
Deren Vorräte waren nach über 250 Jahren erschöpft. Der neue Schacht dagegen birgt ein Kaolin-Vorkommen, "das für die nächsten hundert Jahre reichen wird", versichert Manufakturchef Tillmann Blaschke (60).
"Übrigens wurde das Kaolin erst 50 Jahre nach Erfindung des Porzellans durch Johann Friedrich Böttger hier entdeckt. Vorher kam es aus Colditz. Aber unser Kaolin ist das hochwertigste und reinste der Welt."
Rund 150 Tonnen pro Jahr fördern die beiden Bergleute davon zutage.
Grundstoff für das weiße Gold
Erst Kaolin macht das Porzellan zu weißem Gold. Der Name verweist auf den Erst-Fundort Gao-Ling (chinesisch: Weißer Hügel). Das feine, eisenfreie Gestein wird auch als Porzellanerde oder Porzellanton bezeichnet.
Kaolin enthält als Hauptbestandteil Kaolinit, ein Verwitterungsprodukt des Feldspats. Es wird hauptsächlich bei der Herstellung von Porzellan verwendet. Dabei sorgt es nicht nur für strahlendes Weiß, es verbessert nach dem Brennprozess auch die mechanischen Eigenschaften.
Die größten Lagerstätten befinden sich in Brasilien, den USA, Deutschland, Frankreich, England, Tschechien, der Ukraine oder Japan.
Die weltweiten Vorräte werden auf 14,2 Milliarden Tonnen geschätzt und könnten demnach bis zum Jahr 2300 reichen.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2)