Geschäft geschlossen, Auftritte abgesagt: Von so wenig Geld lebt Sänger Tom Reichel gerade
Dresden - Er ist der Mann, der am 1. März (11 Uhr) die Polit-Diskussionen der Protestaktion "Leere Stühle" auf dem Neumarkt eröffnet: Schlagersänger Tom Reichel (47).
Sein aktueller Song "Zehntausend Fragen" passt wie die Faust aufs Auge zur Aktion. Der Dresdner wird ihn live singen - danach können bis zu 1000 Vertreter coronageschädigter Branchen unter freiem Himmel etwa mit Wirtschaftsminister Martin Dulig (46, SPD) diskutieren.
Tom Reichel steht nicht nur wegen seines Songs am Mikro - er ist selbst von Corona doppelt betroffen. "Ich habe einen Teilzeitjob als Schuhverkäufer in der Altmarkt-Galerie, den ich nicht ausüben kann. Als Sänger hatte ich seit einem Jahr keinen Auftritt mehr."
Reichel war bis dato als Pop-Duo Tomcat, mit der Band Fresh Fox und zuletzt als Solokünstler erfolgreich. "Heute lebe ich von 560 Euro Kurzarbeitergeld - allein reichlich 300 Euro muss ich an Miete zahlen. Als zusätzliche Unterstützung bekomme ich nur Wohngeld."
An seinen letzten Schlagerauftritt erinnert er sich sehr gut: "Das war am Samstag vor dem ersten Lockdown in der Winterzauber-Hütte auf dem Altmarkt."
Tom Reichel mit "Zehntausend Fragen" auf You-Tube
Tom Reichel: "Was mir jetzt fehlt, ist eine Perspektive"
Wie gern würde Tom endlich wieder für seine Fans singen. "Ich habe von ihnen unglaublich viel Unterstützung und positive Energie bekommen. Vor allem von Marcell Linke in Berlin. Er hat in seinem Hobby-Tonstudio acht Songs für mich produziert - gratis."
Denn Tom war während Corona sehr produktiv. "Jeden Monat habe ich einen Song getextet und komponiert." Der Song "Zehntausend Fragen" entstand im Oktober - doch erst als ihn der Dresdner vorige Woche mit einem Musik-Video auf YouTube online stellte, "ging er gleich richtig durch die Decke", freut sich Tom.
Der Sänger ist alles andere als ein Corona-Leugner. "Ich kenne selbst viele Erkrankte. Zwei meiner Fans waren stark betroffen, mein Schwager schmeckte wochenlang nichts, der Vater einer lieben Freundin ist an Corona gestorben", zählt Tom auf.
"Ich selbst bin eigentlich ein Sonnenschein, sehe immer das Positive. Aber was mir jetzt fehlt, ist eine Perspektive ..."
Titelfoto: Eric Münch