Für Stefanie geht es auf Arbeit um Leben und Tod: Von der Hebamme zur Bestatterin
Dresden - Die Geburt ist meistens ein Grund zur Freude. Über den Tod spricht man lieber nicht. Die beiden Extreme unseres Lebens scheinen zwar unvereinbar. Aber für Stefanie Möller (49) sind sie konkrete Praxis: Die einstige Hebamme ist jetzt Bestatterin geworden.
Die Entscheidung war wohlüberlegt. Nachdem Stefanie Möller 2005 das Hebammenhaus in der Louisenstraße mitbegründet hatte, musste sie den einen Beruf für den anderen an den Nagel hängen:
"Das sächsische Bestattungsgesetz ist von vorgestern und schließt die gleichzeitige Arbeit als Hebamme aus", erklärt Möller. Sie gründete ihr eigenes Bestattungsunternehmen "Ankerlichten".
In einem städtischen Unternehmen zu arbeiten kam für Möller genauso wenig infrage wie in einer Klinik als Hebamme zu arbeiten: "Ich habe immer ein wenig Angst, bevor ich den Körper sehe. Mir hilft zu wissen, wer den Menschen liebt", so Möller.
Die ersten drei Aufträge als zertifizierte Bestatterin waren Kinder. Einer der jüngsten Aufträge führte zu einer Kundin, die noch lebte.
Wochen vor ihrem Tod lernte sie die Dame kennen: "Ich habe erklärt, dass ich zu arbeiten beginne, wenn die Dame ihren Körper nicht mehr braucht." Auch bei der Beerdigung war Stefanie anwesend.
Weiterhin bleibt die junge Bestatterin dem Hebammenhaus treu, gibt dort Kurse für Eltern im ersten Lebensjahr: "Das Kind muss zur Welt kommen. Aber ein Mensch muss auch wieder sterben. Und das ist meine Arbeit", sagt Möller. Es klingt schön. Infos unter: www.abschied-ankerlichten.de.
Titelfoto: Norbert Neumann