Flauschige Fluchten und rostiges Grauen: Beeindruckende Diplomausstellung in der HfBK

Dresden - Traditionell im Sommer zeigt die Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) die Diplomarbeiten ihrer Absolventen. Nach zwei gesellschaftlich schwierigen Jahren haben sich die jüngsten Erfahrungen in den künstlerischen Arbeiten deutlich niedergeschlagen - oft bewusst, manchmal unfreiwillig. Eine beeindruckende Schau.

Was muss eine junge Mutter leisten? Angelina Seibert zeigt es in ihrer Handtuch-Installation.
Was muss eine junge Mutter leisten? Angelina Seibert zeigt es in ihrer Handtuch-Installation.  © Steffen Füssel

"26 Diplome sind in diesem Jahr zu sehen, etwas weniger, als sonst", sagt der scheidende HfBK-Rektor Matthias Flügge. Was der Ausstellung aber zugutekomme: "So ist für jeden mehr Platz."

Die Arbeiten zeugen von einem starken Einfluss der vergangenen Corona-Jahre, viele der Arbeiten widmen sich den komplexen Fragen des Zurückgeworfen-seins aufs Private, auf die Wohnung als Hülle.

Sina Neuberger (29) etwa hat einen Raum mit Malerei und Textil-Objekten gestaltet, eine flauschige Flucht vor dem Alltag. Sie verlangt, sich vorm Betreten die Schuhe auszuziehen: "Meine Stoffarbeiten stehen für die Sehnsucht nach Geborgenheit." Die Polsterung des Bodens spürt man tatsächlich wie eine schützende Umarmung unter den Fußsohlen.

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Dresden Kultur & Leute Schluss im Kupferstich-Kabinett: Erste CDF-Schau beendet

Noch privater ist die raumgreifende Installation aus gestapelten Handtüchern von Angelina Seibert, die einen schwierigen Titel trägt:

"When I was young my mother washed me, now I wash everything else" (Als ich jung war, hat meine Mutter mich gewaschen, jetzt wasche ich alles andere). Seibert verarbeitet damit ihren Alltag: "Ich will die Routinen des Mutterseins darstellen." Daneben hat Karolin Kutteri (31) Bäume gepflanzt - und verteilt Nasenklammern an alle, die den Geruch des Düngers nicht so mögen.

Unheimlich: Gleb Konkin-von Serebrowski (25) hat Weltkriegs-Stahlhelme aufgetürmt.
Unheimlich: Gleb Konkin-von Serebrowski (25) hat Weltkriegs-Stahlhelme aufgetürmt.  © Steffen Füssel

Komplett anders ist der titellose Helmhaufen von Gleb Konkin-von Serebrowski (25). Er hat verrostete Stahlhelme mit Einschusslöchern aus dem 1. und 2. Weltkrieg aufgetürmt, die er binnen zehn Jahren gesammelt hat. Was ist den Trägern widerfahren? Die im Dezember geplante Arbeit wurde von der aktuellen Geschichte überrollt. Heute sagt der Künstler: "Meine Arbeit hat eine gruseligere Relevanz gewonnen."

Daneben sind Malerei, Bildhauerei und Videoarbeiten zu sehen. Die Diplomausstellung ist bis zum 4. September geöffnet, immer Di. bis So., 11-18 Uhr.

Titelfoto: Steffen Füssel

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