Einzigartig! Staatliche Kunstsammlungen zeigen edles Schachspiel der Barock-Zeit

Dresden - Schach sei das Spiel der Könige, heißt es. Dieses ist es fürwahr: 2023 gelangte ein barockes Prunk-Schach aus der Epoche Augusts des Starken zurück an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). In der Kabinettausstellung "Schach! Fürstliche Spielwelten" im Sponsel-Raum des Neuen Grünen Gewölbes ist es jetzt zu sehen.

Das barocke Prunkschach ist ein Geschenk der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung ans Grüne Gewölbe zu dessen 300. Geburtstag.
Das barocke Prunkschach ist ein Geschenk der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung ans Grüne Gewölbe zu dessen 300. Geburtstag.  © Holm Helis

Die Ernst von Siemens Kunststiftung (Berlin) hatte das Meisterwerk 2023 für etwas unter einer Million Euro aus Privatbesitz erworben und den SKD als Dauerleihgabe zum Geschenk gemacht.

Stiftungssprecher Martin Hoerness: "Zum 300. Geburtstag des Grünen Gewölbes musste es ein Geschenk sein, das damals schon kostbar und teuer war." Vergangenen August wurde es einen Lidschlag lang präsentiert.

Mittlerweile wurde recherchiert und geforscht, nun kann es gezeigt werden. "Diese Umsetzung ist für ein Museum ungewöhnlich kurzfristig", sagt Markus Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer.

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Das Präsent schließe eine gewaltige Lücke im Bestand: Ursprünglich waren 14 Prunk-Schachspiele in den Inventaren des Grünen Gewölbes gelistet - keines davon blieb erhalten.

Bildhauer Paul Heermann fertigte die Figuren des Schachspiels

Eine Mediastation lädt zum Schachspiel ein - entweder gegeneinander oder gegen eine KI.
Eine Mediastation lädt zum Schachspiel ein - entweder gegeneinander oder gegen eine KI.  © Holm Helis

Das luxuriöse Schachspiel ist aus Elfenbein, Ebenholz, Schildpatt und Silber gefertigt. Die maximal acht Zentimeter großen Figuren wurden von Paul Heermann geschaffen, einem der bedeutendsten Bildhauer des Barock.

Der Augsburger Goldschmied Paul Solanier fügte ihnen in Gold und Silber gefasste Sockel hinzu, die Brettschatulle mit Intarsien aus Schildpatt, Elfenbein und Silber der aus Sachsen stammende "Silberkistler" Heinrich Eichler der Ältere.

Um diese Kostbarkeit herum sind sternförmig weitere Aspekte des Schachs in 25 Exponaten angeordnet, unter anderem Beispiele für die indische Herkunft des Spiels, aber auch Einzelwerke der Künstler Heermann, Solanier und Eichler.

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Es gibt Infos zur Bedeutung der Figurenfarben Schwarz und Weiß, die die europäische Sicht des 18. Jahrhunderts auf die Welt und indigene Völker spiegeln, sowie moderne Kunstwerke bis aus der jüngsten Covid-Zeit. Eine Media-Station lädt zudem zum Spiel gegen eine KI ein.

Begleit-Publikation ergänzt die Ausstellung

Kostbare Spielfigur: Tanzender Harlekin auf einem Weinfass (um 1710), wohl vom Elfenbeinschnitzer Paul Heermann (1673-1732).
Kostbare Spielfigur: Tanzender Harlekin auf einem Weinfass (um 1710), wohl vom Elfenbeinschnitzer Paul Heermann (1673-1732).  © Holm Helis

Zur Ausstellung ist eine Begleit-Publikation erschienen, "Schach-Matt. Das barocke Prunk-Schach im Grünen Gewölbe" (Sandstein Verlag, 18 Euro).

Für Museums-Direktor Winzeler ein großes Anliegen: "Jede der kleinen Figuren ist ein Kunstwerk von monumentaler Qualität."

Im Buch ließen sie sich in allen Details genauer entdecken. Die Schau läuft bis 20. Oktober.

Titelfoto: Holm Helis

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