Ein Künstler, drei Orte, mehr als 100 Werke: Junger Malerfürst versetzt Dresden in "Kult-Rausch"
Dresden/Leipzig - Eine Ausstellung an drei Orten und ein Name, den man sich merken sollte: Gustav Sonntag (28). Der frisch gebackene Diplomand der Leipziger Kunsthochschule rüttelt die Dresdner Kunstszene mit seiner Präsentation von mehr als 100 Werken wach. Provokant inszeniert von Galerist Holger John (62) – unter dem Titel "Kult zu Rausch – Überwindung der Neuen Leipziger Schule".
Eine Anspielung auf Malerfürst Neo Rauch (62) – und das bewusst in Dresden. In der Kunsthalle des Penck-Hotels überwältigen 32 Arbeiten im Großformat von zwei mal drei Metern.
Im "Alcatraz" im Kraftwerk Mitte hängen in jeder "Zelle" der alten, maroden Verteilerhalle 52 kleinere Bilder, in der Galerie Holger John weitere Arbeiten.
Sie alle eint: Sonntag schaut nicht weg, sondern hin. Thematisiert auf der Leinwand schonungslos Obdachlosigkeit, Armut, Sucht, Gewalt, Resignation, Einsamkeit. Und das mit unglaublicher Wucht!
"Ausgangspunkt für meine Bilder sind Fotos, die ich selbst schieße. Ich seziere sie und verarbeite sie in meinen Bildern", so der gebürtige Berliner.
"Gustav Sonntag ist der Sohn eines Freundes von mir. Deshalb wollte ich ihn zuerst nicht ausstellen. Dann habe ich mir seine Diplomausstellung in Leipzig angeschaut. Da schoss mir sofort durch den Kopf: Meine Galerie ist für ihn zu klein", so John.
Künstler Gustav Sonntag spendet Geld, das er für Bilder bekommt
Das Penck-Hotel öffnete seine Kunsthalle – "der Erfolg hat uns überwältigt", so Direktor Antoni Knobloch (53). Die erst nur fürs Wochenende geplante Ausstellung wurde bis 6. November verlängert.
Galerist Holger John: "Die ersten Bilder sind schon an Sammler verkauft."
Sie sind mit ihrer unbestechlichen Direktheit nicht unbedingt das, was man sich ins Wohnzimmer hängt. Aber mit (noch) vierstelligen Preisen eine sozialkritische Wertanlage – Sonntag spendet oft und nicht wenig an die Bahnhofsmissionen in Berlin und Leipzig.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann