Ein Herz für Schmetterlinge: Dieses Ehepaar hat ein ganz besonderes Hobby!
Dresden - Von dem Trubel einer Großstadt bekommt der Besucher in Oberwartha kaum etwas mit. Überall summt und zwitschert es. An den Hängen des Hässigen Bachs geht ein Mann einem ganz besonderen Hobby nach: Er zieht Schmetterlinge auf.
Aus dem Ei wird eine Raupe, dann eine Puppe und am Ende schlüpft daraus ein farbenfroher Falter. So lernen es Kinder in der Schule.
"Jede Art hat ihre eigenen Strategien und Zeiträume. Das beginnt bei der Eiablage und hört bei der Überwinterung auf", erklärt Jörg Kuhbandner (60). Der Maschinenbau-Ingenieur begleitet seit über 20 Jahren Segelfalter, Fetthennen-Bläulinge und Co. bei ihrem Start ins Leben.
Er weiß um die richtigen Bedingungen für die hübschen Insekten: "Es braucht Futterpflanzen für die Raupen und Nektarpflanzen." Dann beobachtet er genaustens die Blätter in seinem Garten: Wird aus einem winzigen Ei eine Raupe, so kommt diese in einen vergitterten Schutzkäfig.
Hier werden die Tierchen aus sicherer Distanz zu ihren Fressfeinden (Vögel) mit Grünzeug und Wasser versorgt. Ein Hobby, das seinen Tribut fordert. "Wir fahren im Urlaub selten weiter weg als bis nach Österreich", bemerkt Ehefrau Marion (60), die ihren Gatten tatkräftig unterstützt.
Kuhbandner besorgt: "Viele Schmetterlingsarten können nicht einfach so umziehen"
Lepidopterologen - so lautet der etwas sperrige Begriff für Menschen, die sich ausgiebig mit Schmetterlingen beschäftigen.
Kuhbandner zieht diese jedoch nicht nur auf, sondern fotografiert sie auch. "Es kommt auf wenige Minuten an, in denen der Schmetterling aus der Puppe schlüpft."
Neben den 190 bunten Tagfaltern, für die sich der Dresdner besonders interessiert, gibt es in Deutschland weitere rund 3600 Schmetterlingsarten. Die meisten von ihnen sind Nachtfalter (nacht- und dämmerungsaktiv).
Doch die Lebensräume der Schwärmer schrumpfen zusammen. Die industrielle Landwirtschaft rodet Hecken und Wiesen, verteilt Pestizide. Städte versiegeln Flächen, Hausbesitzer legen sich Steinwüsten in den Vorgarten. Dadurch schrumpfen die Populationen.
"Viele Schmetterlingsarten können nicht einfach so umziehen. Sie sterben weg, wenn ihr Habitat, etwa eine Feuchtwiese, verschwindet", so Kuhbandner.
Um Mitbürger auf das Problem aufmerksam zu machen, sucht das Ehepaar den Kontakt nach außen, hält Vorträge. Über Patenschaften geben die beiden immer wieder Raupen an Schulklassen und Kindergärten weiter. Die Tierchen werden dort so lange betreut, bis sie zum Schmetterling werden.
"So können auch die Kleinsten das Wunder der Metamorphose miterleben."
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Jörg Kuhbandner