Dresden - Explosionen aus Farben, Formen und künstlerischen Ideen empfangen Besucher ab sofort in der Städtischen Galerie: Die Ausstellung "Echtzeit" mit zeitgenössischer Kunst ist ungewöhnlich, wohl sogar mehrfach einzigartig.
"Neue Werke für die Kunstsammlung der Stadt Dresden" lautet der nüchterne Untertitel. Dahinter versteckt sich aber eine spannende Geschichte.
"Es ist ein Grund, begeistert zu sein", schwärmte der sichtlich aufgeregte Museumsdirektor Gisbert Porstmann (61) am gestrigen Freitag vor der abendlichen Eröffnung von "Echtzeit".
Porstmann, der die Ausstellung mit Laura Krogh Fogt auch kuratiert hat, sprach von einem "einmaligen Erlebnis, wie ich es in meiner ganzen Laufbahn noch nie hatte." Uns das es wohl in dieser Form kein zweites Mal geben würde.
Zur Vorgeschichte: Eine anonyme Mäzenin hatte der Städtischen Galerie ihr Vermächtnis hinterlassen, damit Kunstwerke für die Sammlung erworben werden konnten. Sie war immer am Freitag, 12 Uhr, mit ihrer Schwester zum freien Eintritt zu den verschiedensten Präsentationen gekommen.
Dank ihres Vermächtnisses konnte in kürzester Zeit eine laut Porstmann "herausragende und bedeutende Erweiterung der Sammlung" realisiert werden. Über die Identität der kunstbegeisterten Gönnerin und die Höhe der vermachten Summe sei allerdings strengstes Stillschweigen vereinbart worden.
Städtische Galerie: Im Rekord-Tempo zur "Echtzeit"-Ausstellung
"Ein einzigartiges bürgerschaftliches Engagement, das eine einzigartige Ausstellung ermöglicht hat", so Porstmann. Deren Zustandekommen ebenfalls einzigartig war.
"Echtzeit" sei nämlich selbst quasi in Echtzeit entstanden: Erst Anfang Juli kam das "Go" für das Ankaufsprojekt, und aus Dankbarkeit gegenüber der Mäzenin sowie aus Verantwortung für die Kunst entstand schnell die Idee, die so ermöglichten Erwerbungen in einer gemeinsamen Schau zu präsentieren - dreieinhalb Monate hatte es nur gedauert. Kaum zu schaffen.
In dieser Zeit wurden 51 Kunstwerke erworben, von 25 Künstlerinnen und 23 Künstlern, die entweder aus Dresden stammen, hier arbeiten, ihre Ausbildung an der hiesigen Akademie erhalten haben oder teilweise bereits in der Sammlung vertreten sind, was auf 24 von ihnen zutrifft. Also auch eine Art Künstlerförderung, so Porstmann.
Der Galeriedirektor freut sich besonders über Werke, die seit Jahrzehnten nicht zu bekommen waren, etwa Hermann Glöckners "Ordensschwester" (1927), das frühst entstandene Werk des Konvoluts, oder "Salome" (1985/86) von der DDR-Künstlerin Angela Hampel. Die meisten Arbeiten aber sind neu, allein zehn entstanden erst 2024.
Der Fokus der 51 Erwerbungen liegt auf der Malerei mit 43 Gemälden, dazu kommen acht Skulpturen wie Denise Walthers Stapel leerer, bunt eingebundener Bücher "Blind Books (Tower 1)" von 2023 oder das Karton-Wandrelief "Movimento" (2015) von Katrin Süss. Alle befinden sich in der Galerie, allein Markus Jackischs Sandstein-Figur "trägt seine Landschaft fort" (2019) fand Platz im Museumsgarten.
Der Rundgang lädt zum Genießen ein, zu Reflexion und Staunen, macht große Freude!
Die "Echtzeit"-Schau läuft bis 21. April 2025.