Dresdnerin lebt sei Jahren auf den Cookinseln: Hohe Preise nerven im Südsee-Paradies
Rarotonga - Sie wollte ins Paradies und landete in einem teuren Garten Eden. Nicole Fuchs (38) wuchs in Neustadt/Sachsen und in Dresden auf, studierte in Mainz Grafik und schmiss eine Werbeagentur in Hamburg. Bis Kahiki von den Cookinseln ihren Weg kreuzte. Vor achteinhalb Jahren wanderte sie mit ihm in seine Südsee-Heimat aus - genau ans andere Ende der Welt. Bis zu Corona lief alles gut. Dann musste sie ihre Komfortzone verlassen. Inzwischen ist für Nicole klar: "Auswandern ist nix für Feiglinge!"
Nicoles Südseeabenteuer begann vor zwölf Jahren in Paris.
"Dort lernte ich meinen Freund bei einer Einzugsfeier kennen." Kahiki Tehaamatai (heute 39 Jahre alt) ist halb Rarotonger, halb Tahitianer, kommt von den Cookinseln. Die beiden wohnten und arbeiteten zuerst in Deutschland und Frankreich. Doch Kahiki plagte das Heimweh. "Ich bekomme die Insel einfach nicht aus dem Kopf", sagte er einmal.
Das Heimweh siegte. Während Kahiki schon mal losflog, verkaufte Nicole ihre Multimedia-Agentur in Hamburg, mit der sich die gelernte Grafikdesignerin selbständig gemacht und gerade erste schwarze Zahlen geschrieben hatte.
Im März 2014 stand auch sie dann knöcheltief im Meerwasser der Cook-Hauptinsel Rarotonga und wusste, was Kahiki so sehnlichst vermisst hatte - die grünen Berge, sein Elternhaus, die Lagune davor.
Auf den Cookinseln herrscht Südsee-Mentalität
Willkommen in der neuen Heimat - eine Landung mitten im Paradies? Na ja, im Alltag auf den Cookinseln ist so ziemlich alles anders als hierzulande.
"Das begann schon bei meiner ersten Festanstellung in einem Copyshop. Eigentlich hätte ich meine Arbeit zwischen acht und zehn Uhr geschafft. Doch es gab extrem viele Arbeitspausen - erst eine Stunde lang Morning Tea, dann Mittag, Afternoon Tea und Lunch vorm Feierabend."
Dass Nicole mit ihrer Arbeit meist schon fertig war, als ihre Kollegen noch am Tee schlürften, fanden diese gar nicht cool. "Du lässt uns damit schlecht vorm Chef dastehen", warfen sie ihr vor.
An die Südsee-Mentalität musste sie sich erst gewöhnen.
"Hier musst du einfach die Ruhe weghaben. Bloß nicht aufregen. Nützt eh nix. Es läuft alles nach der 'Island Time', wie es die Einheimischen nennen." Nicole kündigte und nahm ihr Schicksal wieder mal selbst in die Hand. Sie arbeitete für Projekte der UN, UNICEF und des Innenministeriums, entwarf die Kampagne zur Einführung des ersten Arbeitsschutzgesetzes der Inseln.
"Was sich in den Agenturen sonst Texter, Art Director, Designer und Berater teilen, habe ich alles in Personalunion abgeliefert."
Lebenshaltungskosten auf den Cookinseln sind hoch
Auf den Cookinseln zählt jeder Dollar, denn die Lebenshaltungskosten sind hoch. "Wir müssen hier alles per Schiff oder Flugzeug einführen", erklärt Nicole. Das spiegelt sich in den Preisen in Super- und Baumarkt wider. "Ein Stück Butter kostet sieben Euro. 250 Gramm Käse schlagen mit sechs Euro zu Buche. Für einen Zehn-Liter-Eimer weißer Farbe zahlen wir 100 Euro." Im Moment. Denn auch im Südseeparadies nimmt die Teuerungsrate gerade mächtig Fahrt auf.
Um besser wirtschaften zu können, wurde das Elternhaus Kahikis teilweise als Bed & Breakfast-Pension vermietet. "Ich arbeitete zudem als Hochzeitsfotografin, mein Freund spielte in Urlauberresorts Gitarre."
Bis Corona kam. Wegen der Grenzschließungen blieben über Nacht Touristen und Hochzeitsgäste weg. Über zwei Jahre lang! Einnahmen brachen weg, Fixkosten blieben.
"Wir waren inzwischen in ein Ein-Zimmer-Appartement in Strandnähe gezogen - mit Garten für 700 Euro Monatsmiete. Dazu kommen 80 Euro für Strom, 100 Euro für den Internetanschluss und 100 Euro für meine Auslandskrankenversicherung."
Nicole Fuchs plant im Sommer einen Abstecher nach Dresden
Während der schwersten Zeit ihres Auswandererlebens brachten sie Freunde auf eine neue Geschäftsidee.
"Viele fragten uns, ob wir während des Lockdowns nicht etwas für sie reparieren oder streichen könnten." So beschlossen sie, den Hausmeisterservice "The GoodFellas-Service" zu gründen. Nicole lieh sich Geld von einer Freundin, kaufte Geräte und legte einfach los: Dachrinnen säubern, Decken streichen und Fassaden reinigen.
Im August ist wieder mal eine Reise nach Dresden geplant, wo ihre Eltern wohnen.
"Mutti habe ich schon eine lange Wunschliste geschrieben mit Brötchen der Bäckerei 'Schwerdtner', Quark, Kefir, Mozzarella und Brombeeren, die es hier nur in mini-kleinen 10-Euro-Schälchen gibt." Es wird das erste Wiedersehen mit der geliebten Familie nach zweieinhalb Jahren Corona! Die Südsee wartet derweil auf ihre Rückkehr...
Instagram: @thegoodfellas.work
15 CookInseln bilden einen Staat
Die insgesamt 15 Cookinseln sind ein Staat im Südpazifik, politisch eng verflochten mit Neuseeland.
Auf der größten Insel Rarotonga liegt die Hauptstadt Avarua. Bei Touristen ist das Archipel wegen seiner Schnorchel- und Tauchplätze beliebt - vor allem die Korallenriffe in der großen Lagune der Insel Aitutaki.
Seit dieser Woche reicht für eine Einreise auf die Cookinseln bei über 16-Jährigen eine zweifache Impfung aus. Flugverbindungen aus Europa gibt es derzeit nur mit Air New Zealand über Auckland (Tickets ab 2500 Euro).
"In den Sommermonaten von Ende November bis Anfang Mai haben wir hier 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchte", sagt Nicole. "Man schwitzt schon nur beim Sitzen.
Im Winter weht bei 20 Grad ein frisches Lüftchen. Es gibt regelmäßig Zyklone und Tsunami-Warnungen."
Titelfoto: Montage: privat/Nicole Fuchs