Dresdner Stollen bald unbezahlbar? Kosten-Rätsel ums Stollensiegel gelöst
Dresden - Wird der Dresdner Christstollen in diesem Jahr teurer? Bäckereien müssen nicht nur hohe Energie- und Lebensmittelkosten stemmen. Auch beim Schutzverband Dresdner Stollen steigen - erstmals seit 2016 - die Preise. Sowohl Mitgliedsbeitrag als auch das einzelne goldene Stollensiegel werden teurer.
Betroffen davon sind alle 99 Mitglieder des Schutzverbandes - von der Großbäckerei mit 250 Mitarbeitern bis zum Bäckermeister um die Ecke.
"Im vergangenen Jahr wurden rund 4,8 Millionen Dresdner Christstollen verkauft", weiß Karoline Marschallek (43), Geschäftsführerin des Stollenschutzverbandes.
Auch dank europaweit geschützter Herkunftsangabe durch das Stollensiegel. Sprich: Das Siegel garantiert Qualität und Absatz gleichermaßen, ist für viele Bäckereien existenzsichernd.
Neben Markenschutz gehören Werbe-Aktionen wie Stollenfest oder Auftritte des Stollenmädchens auf Messen und Märkten zu den Verbandsaufgaben.
Die steigenden Kosten schultern die Bäcker gemeinsam. Allerdings sinkt deren Zahl seit Jahren.
Qualitätssiegel: ein teures Vergnügen!
"1991 wurde der Verband mit 130 Mitgliedern gegründet", so Marschallek. In Spitzenzeiten hatte er bis zu 150 Mitglieder. Geschäftsaufgaben ließen die Zahl auf 99 Bäckereien schrumpfen.
Die Preiserhöhung im Verband - am Montag beschlossen - geht mit einer neuen Lastenverteilung einher.
Der einheitliche Mitgliedsbeitrag von 499 Euro pro Jahr wird künftig nach Unternehmensgröße und Stollenanzahl gestaffelt, kann auf bis zu über 1000 Euro steigen.
Nicht alle wollen die Preise anheben
Ebenso dynamisch wird der Stollensiegelpreis (bisher 13 Cent je 1-Kilo-Stollen für 25 Euro) gestaltet.
"Es hat lange unter den Bäckern gebrodelt. Aber mit diesem Kompromiss wurde eine gerechte Lösung gefunden", ist Bäckermeister Rüdiger Zopp (59) zufrieden.
Auch Genießer von Dresdner Christstollen können aufatmen.
"Die Anhebung war richtig. Ich glaube aber nicht, dass dadurch der Stollen teurer wird. Wir jedenfalls heben keine Preise an. Bei uns kostet der Ein-Kilo-Stollen nach wie vor 24 Euro", versichert Tino Gierig (53), Betriebsleiter des Dresdner Backhauses.
TAG24-Redakteurin Katrin Koch weiß: Der Appetit auf Stollen bleibt!
Auf unseren Dresdner Christstollen lassen wir nichts kommen. Für uns ist er der beste Stollen der Welt. Wir genießen ihn zur Weihnachtszeit. Und vergessen dabei ganz schnell mit vollem Mund, dass es nicht nur an den guten Zutaten liegt, dass er so gut schmeckt.
Auch der Schutz der Herkunft garantiert den Geschmack - und den Bäckern das Weihnachtsgeschäft. Dank Schutzverband Dresdner Stollen. Dass sich dessen Mitglieder angesichts steigender Preise nicht verstreiten, sondern den Kompromiss finden, ist den Bäckern hoch anzurechnen.
Auch wenn es hinter den Kulissen hitzige Diskussionen gegeben haben mag - die Bäcker haben eine Lösung gefunden, bei der uns nicht der Appetit auf Stollen vergeht.
Die Preise für den Stollen werden stabil bleiben. Die Bäcker zeigen sich untereinander solidarisch.
Großbetriebe zahlen etwas mehr - im Verhältnis zum Wert des Stollensiegels ist die Summe immer noch rosinenklein. Der Schutzverband hat sich bewährt - und wird auch in Zukunft über unseren Dresdner Christstollen wachen.
Titelfoto: Norbert Neumann