Dresdner Stars über Günther Fischer: Wie das Jazzgenie zur DDR-Musiklegende wurde
Dresden - Er ist eine Legende der DDR-Filmmusik: Komponist, Saxofonist, Pianist und Klarinettist Günther Fischer (80). Der in Plauen aufgewachsene Jazz-Musiker komponierte die Musik für über 300 Filme.
Pünktlich zum runden Geburtstag ist seine Autobiografie "Günther Fischer" (neues Leben, 304 Seiten, 28 Euro) erschienen - mit Lob und Tadel von über 30 Wegbegleitern: darunter vom Dresdner Entertainer Gunther Emmerlich (†2023), Jazzmusiker Günter "Baby" Sommer (80) und Kabarettistin Katrin Weber (61).
Die DEFA verdankt Fischer Melodien für Kinohits wie "Solo Sunny" (1980), für Märchen von "Hans Röckle und der Teufel" (1974) bis "Froschkönig" (1988) oder "Tecumseh" (1972). Manfred Krug sang zwei Jahre in seiner Jazz-Formation.
Doch Fischers Genie war auch über die DDR-Grenze hinaus gefragt - David Bowie sang 1978 seine Songs im Film "Schöner Gigolo, armer Gigolo" mit Marlene Dietrich. Fischer schaffte es bis Hollywood, schrieb die Musik für Filme mit Robert Mitchum, Sean Penn, Tony Curtis, Martin Sheen und Armin Mueller-Stahl.
Genau das ist Baby Sommer ein Dorn im Auge.
Emmerlich und Fischer - durch die Arbeit freundschaftlich verbunden?
Es schmerzt ihn, "dass ein so wunderbarer Musiker, der im innovativen avantgardistischen Bereich unheimlich viel hätte tun können, eine andere Richtung eingeschlagen hat. Günther Fischer orientierte sich auf den weichgespülten Jazz von sechzehn bis sechzig, von hier bis Hollywood ... Meinem guten Freund Günther Fischer werfe ich vor, dass er dem Bildungsbürgertum nicht einmal richtig gegen das Schienbein getreten hat".
Dagegen lobte Gunther Emmerlich: "Fischers Musik passte in die Zeit, sie passte in die Welt. Und das Markenzeichen made in GDR war nicht vordergründig zu hören. Es waren einfach gute Filmmusiken und Arrangements." Emmerlich und Fischer waren durch die Arbeit freundschaftlich verbunden. "Aber es war keine Freundschaft. Er war ein relativ unnahbarer Mensch ..."
Für die damals noch unbekannte Sängerin und Kabarettistin Katrin Weber war Fischer der Schlüssel zur Karriere.
Sie erinnert sich im Buch: "1988 begann ich mit der Arbeit am Musical 'Jack the Rapper' mit Günther Fischer. Ich war ihm nie begegnet, aber seine Musik hatte ich natürlich im Ohr." Katrin Weber hatte damals gerade ihr Staatsexamen an der Musikhochschule in Dresden bestanden ...
Titelfoto: Bildmontage: Imago/Andreas Weihs//Imago/Steffen Unger//MDR/Axel Berger