Dresdner Stadtarchiv entführt mit besonderer Aktion ins Mittelalter
Dresden - Im vergangenen Jahr entdeckten Historiker im Stadtarchiv ein hebräisches Handschriftenfragment aus dem 13. Jahrhundert. Hunderte Jahre später wurde es recycelt und 1620 als Einband für Gerichtsprotokolle der Stadt Dresden genutzt - und blieb so bis heute erhalten. Am Montag können Interessierte im Stadtarchiv mehr über solche Funde und die mittelalterliche Buchkultur erfahren.

Durch Untersuchungen des Bestands waren im Stadtarchiv bereits vereinzelt Fragmente spätmittelalterlicher Pergamenthandschriften aus der Zeit zwischen 1200 und 1500 aufgetaucht.
Eine systematische Recherche brachte nun rund 70 solcher Fragmente (oft aus hochwertigem Leder von Ziege oder Schaf) zum Vorschein, die zwischen 1550 und 1670 als Buch- und Akteneinbände recycelt worden sind.
"Nahezu alle entstammen einem geistlichen Kontext. Sie sind mit hoher Wahrscheinlichkeit den Dresdner Kirchen und Orden zuzuordnen und nach Einführung der Reformation schrittweise makuliert und buchbinderisch weiterverarbeitet worden", sagt Historiker Stefan Dornheim (44).
Er hatte auch das hebräische Fragment entdeckt, was als ältestes jüdisches Relikt der Stadt zählt. "Medien und Texte dieser Art sind in protestantischen Regionen wie Sachsen konfessionsbedingt nahezu vollständig verloren gegangen."



Im Vortrag "Mittelalterliche Buchkultur recycelt" im Stadtarchiv am Montag, 18 Uhr, geht Dornheim auf die Grundzüge der Dresdner Klostergeschichte und die Verwendung der originären Dokumente ein. Eintritt frei!
Titelfoto: Eric Münch