Dresdner Komponist Udo Zimmermann mit großer Ausstellung gewürdigt
Dresden - Ein Konzert, eine Opernaufführung ist nach zwei, drei Stunden vorbei. Eine Ausstellung dauert in der Regel viele Wochen. Für das Gedenken an einen Verstorbenen hat das Qualität. Dem Dresdner Komponisten Udo Zimmermann (†78), gestorben im Oktober 2021, wird nun eine Ausstellung zuteil.
Schauplatz ist das Carl Maria von Weber Museum in Hosterwitz, ein passender Ort, denn Zimmermann war wie Weber ein Markstein Dresdner Musikgeschichte.
War er, der zeitgenössische Tonsetzer des 20. Jahrhunderts, wie Weber auch ein Romantiker? Der Titel der Ausstellung "Udo Zimmermann - ein moderner Romantiker?" legt es nahe. Das Fragezeichen deutet an, so ganz sicher ist man sich nicht.
Die Idee zur Ausstellung, auch zum Romantiker-Bezug, stamme aus dem Frühjahr 2022, Museumsdirektorin Romy Donath sei damit auf sie zugekommen, sagt Saskia Zimmermann, Witwe des Komponisten. Sie habe sich zu diesem Zeitpunkt, ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Mannes, gerade erst hineinbegeben in dessen Archiv, um es zu sichten, zu ordnen und aufzuarbeiten.
Dabei sei die anfängliche Skepsis recht schnell der Überzeugung gewichen: Das romantische Element in Zimmermanns Werk ist wie mit Händen zu greifen.
Udo Zimmermann ein Romantiker?
Zimmermann: "Es passt. Seine Opern 'Der Schuhu und die fliegende Prinzessin' und 'Die wundersame Schustersfrau' oder sein Bekenntnis zur Melodie in der Musik stehen durchaus in romantischer Tradition." Viele Zitate aus Interviews und Dokumenten aus dem schriftlichen Nachlass bestätigten das. "Schuhu" und "Schustersfrau" beruhen auf literarischen Arbeiten von Peter Hacks und Federico Garcia Lorca.
Die Ausstellung ist die erste umfassende überhaupt über Udo Zimmermann. Sie hebt nicht allein den Musiker hervor, auch die private Person nimmt Gestalt an, ohnehin ist beides schwierig zu trennen. Spricht man vom Musiker Zimmermann, sind der Komponist wie der Musikmanager angesprochen, Gründer und Mastermind des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik, später Gründungsintendant des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau, dazwischen lagen zwei Jahre der Intendanz an der Deutschen Oper in Berlin.
Die Schau zeigt Autografe, Partituren, Publikationen, Plakate und weitere Dokumente, ebenso wie ein Hochzeitsfoto, seine Brille oder seine Kruzianermütze - Zimmermann ist ein Glied jener Reihe von Kruzianern und Rudolf-Mauersberger-Zöglingen, denen der Kreuzchor Ausgangspunkt für große musikalische Karrieren war.
Die Sänger Theo Adam (†92), Peter Schreier (†84), Olaf Bär (66), auch der Dirigent Hartmut Haenchen (80) gehören dazu.
Witwe hofft auf Widerentdeckung des Œuvres ihres Mannes
Auch Musik von Zimmermann ist zu hören, in Tonmitschnitten aus dem Deutschen Rundfunkarchiv. Schließlich hat er auch die bildende Kunst inspiriert: Die Büste von Charlotte Sommer-Landgraf (1991) und das Porträt von Hartwig Ebersbach (2004) sind Teil der Ausstellung. Geöffnet ist diese von Montag an bis 29. September.
Udo Zimmermann, der Komponist: Sein bekanntestes Werk ist die Oper "Die weiße Rose". Im März soll eine Neuproduktion in Mainz Premiere haben. Eine geplante Neuinszenierung von "Der Schuhu und die fliegende Prinzessin" an der Oper Chemnitz fiel zunächst Corona, dann der Geldnot zum Opfer.
Anderes drohe, ihr unverständlich, zunehmend in Vergessenheit zu geraten, sagt Saskia Zimmermann. Ein Stück etwa wie die Oper "Levins Mühle" nach Johannes Bobrowski über die Ausgrenzung eines Juden aus der Gesellschaft sei für die Gegenwart von Relevanz.
Sie hoffe auf Wiederentdeckung der Werke ihres Mannes und arbeite daran, so Zimmermann. Ein Buch über Udo Zimmermann mit dem Titel "Ich bin ein Theatermensch" ist bereits im Anmarsch, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler Matthias Herrmann.
Es soll im März bei Breitkopf & Härtel erscheinen.
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