Dresdner Ex-DJ Wolle: Deswegen musste ich in den Stasiknast!
Dresden - Die "Wolle's Dynamic Disco" war zu DDR-Zeiten legendär. Schallplattenunterhalter Wolle Förster (68) legte als Berufsdiskotheker in Kulturhäusern wie auf Feiern der SED-Bonzen auf - mit West-Technik. Wie ihn ausgerechnet die in den Knast brachte, erzählt die dreiteilige rbb-Doku "Jungsein in der DDR - Sag mir, wo Du stehst", die im Herbst gesendet werden soll.

Tanzbare Musik von Tamara Danz, Jennifer Rush, City - in der richtigen Ost-West-Mischung gespielt -, so startete Wolle 1975 seine Disco-Karriere.
"Von der Lichttechnik über Verstärker bis hin zu Transportkisten - wir haben alles selbst gebaut", erzählt Wolle.
Das Material wurde im VEB Elektromat abgezweigt: "Dort habe ich gelernt." Doch Videorekorder, Kameras und Kassetten aus dem Westen lockten.
"Ich kam als Diskotheker am Abend schnell mal auf 1000 DDR-Mark. Das war unglaublich viel Geld. Ich ließ mir also von einem Ungarn, den ich nur als Ferenc kannte, das Neueste von Panasonic, Toshiba oder JVC mitbringen und bezahlte zum Umtauschkurs von 1:8. Verkaufte einiges auch weiter."
Wolle zeigte in seinen Discos selbst gedrehte "Versteckte Kamera"-Filme und Musikvideos auf Farbfernsehern.
"Meine Technik war auf dem sogenannten Preiskarteiblatt für die Festsetzung des Stundensatzes ganz offiziell vermerkt. Ich legte überall auf, ich verdiente super, fuhr einen Volvo. Ich dachte, mir kann nichts passieren", schüttelt Wolle heute den Kopf.



Wolle wog sich in Sicherheit - doch dann kam die Stasi!

Doch am 24. März 1986 klingelt es an seiner Tür - zwei Stunden wird seine Wohnung durchsucht, "danach wurde ich auf der Bautzner Straße eingeliefert. Am Vortag hatte ich meinem Nachbarn einen West-Videorekorder verkauft".
Wolle Förster wird "im Namen des Volkes" wegen "mehrfacher Hehlerei und ungenehmigter Devisenwertumläufe" zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. 18 Monate sitzt er ab.
"Ich habe nie gemerkt oder geglaubt, dass ich von der Stasi bespitzelt wurde. Erst sieben Jahre nach der Wende habe ich in meine Stasiakte geschaut - aus Angst, enge Freunde zu entdecken", sagt Wolle.
Neben Berufskollegen war es hauptsächlich sein Nachbar, der ihn akribisch ausspioniert hatte...
Titelfoto: BIldmontage: Thomas Türpe, privat (2)