Dresdner Bestseller-Autor schreibt Geschichte der Familie Heller fort
Dresden - Das Leben des schreibenden Malermeisters Frank Goldammer (49) aus Dresden wurde 2016 schlagartig ein anderes, als er mit seinem Kriminalroman "Der Angstmann" die Spiegel-Bestsellerliste erklomm. Einen Schriftsteller nennen wollte er sich damals gleichwohl nicht. Das hat sich geändert. Am Donnerstag erschien sein neuer Roman "Tod auf der Elbe".
Viele Jahre wagte Goldammer nicht, den Handwerksberuf aufzugeben, um zu tun, was er am liebsten tat: schreiben.
Einige Bücher hatte er seit den 2000er-Jahren auf dem Markt platziert, im Selbstverlag oder in kleinen Verlagen, als mit dem "Angstmann" bei dtv der Durchbruch kam.
Aus dem Roman um den Dresdner Kriminalinspektor Max Heller, der 1944 im zusammenbrechenden Land einen Frauenmörder jagt, wuchs eine siebenteilige Reihe, die Goldammer international bekannt machte.
Obwohl mit einem Mal Bestseller-Autor, dauerte es, bis er sich durchringen konnte, den von den Eltern übernommenen Malerbetrieb abzugeben und ganz und gar Schriftsteller zu sein. Die Scheu ist nunmehr gewichen, das Selbstbewusstsein gewachsen.
Goldammer gehört zu den erfolgreichsten Kriminalautoren deutscher Sprache.
Sein Ermittler Max Heller, bei Einsetzen der Geschichte ein Familienvater von Ende vierzig, ist eine komplexe Figur, die er durch die finale Nazizeit ins geteilte Deutschland und die DDR führt, bis Heller zur Zeit des Mauerbaus genug hat und mit seiner Frau Karin zum älteren Sohn in den Westen ausreist.
Die Heller-Reihe ist nicht allein Krimi, sie ist historischer Roman und Familiengeschichte.
In welcher Zeit "Tod auf der Elbe" spielt
Goldammer ist dabei, diese Geschichte weiterzuschreiben.
Vergangenes Jahr erschien ein Prequel zur Reihe - Max Heller, traumatisierter Heimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, als junger Polizist im Dresden der Weimarer Republik.
Gern würde Goldammer auch dem jungen Heller eine Buchreihe verpassen, doch zögere der Verlag noch, sagt er.
Doch bleibt der Autor den Hellers auch so verhaftet.
Mit dem neuen Roman "Tod auf der Elbe", der seinerseits Auftakt einer Reihe ist, erfolgt ein Generationensprung zurück ins deutsche Kaiserreich, das in Sachsen Königreich war. Protagonist ist Gustav Heller, Kriminalrat der Königlichen Polizei, Max Hellers Großvater. Es ist das Jahr 1879, als der alte Heller im Fall zweier verfeindeter Elbreedereien tätig werden muss. Ein Mord geschieht.
Heller und Heller, Großvater und Enkel. Goldammer hat die Geschichte längst weitergedacht und -geschrieben. Der zweite Band sei fertig und in Verlagsbearbeitung, am dritten arbeite er gerade. Irgendwann werde in der Romanwelt seines Großvaters auch Max Heller auftauchen, verrät er, aber das werde noch eine Weile dauern.
Vorerst ist Max nicht einmal geboren.
Diesen Anspruch stellt Frank Goldammer an seine Bücher
Gustav Heller sei ein stolzer Mann, stur, manchmal jähzornig, aber von ausgeprägtem Gerechtigkeitsempfinden, so beschreibt Goldammer den Charakter.
Als Teilnehmer am deutsch-französischen Krieg sei er besonders stolz auf die Bekanntschaft mit König Albert, der ihm, dem ehemaligen Rittmeister, jährlich eine Grußbotschaft zukommen lasse.
Zu Ehren des Königs benennt Gustav Heller seinen Sohn, der später einmal Max' Vater sein wird, mit dem Namen Albert.
Im Kriminalroman die Geschichte Dresdens und der damaligen Zeit durchscheinen zu lassen, ist der unverhohlene Anspruch, den Goldammer an seine Bücher stellt. Jedem Band geht Recherche voraus.
Ist die generationenübergreifende Heller-Geschichte irgendwann auserzählt, soll die zeitgeschichtliche Einbettung ein getreues Abbild geben.
Frank Goldammer hat Großes vor mit den Hellers. Die andere Krimireihe, die er für dtv schreibt - über den Kriminaldauerdienst Team Ost-West -, müsse erstmal zurückstehen, sagt er.
Unberührt davon ist die bei Wunderlich/Rowohlt erscheinende Reihe um den kaputten Ermittler Felix Bruch. Deren dritter Band, "Durch finstere Zeiten", erscheint im August.
Titelfoto: Eric Münch