Dresdens Antik-Händler klagen über fallende Preise: "Markt hat sich verändert"
Dresden - Biedermeierschrank, Barock-Kommode, Sekretär: Was schick klingt, ist heute so günstig wie nie. Denn die junge Generation richtet sich lieber mithilfe der schwedischen Möbelkette am Stadtrand ein. Das spüren auch die Antiquitätenhändler in Dresden.
Direkt neben einem kleinen Café an der Königstraße (Neustadt) hat José Manuel Ladrón de Guevara (61) - Dreitagebart, Jeans, Hemd und Sakko - seinen Laden.
Noch bis in die 1980er-Jahre hinein gehörte das Sammeln von Antiquitäten in die Mitte der Gesellschaft, erinnert er sich. Verluste im Krieg wurden nachgekauft. "Doch das Geschäft hat sich grundlegend verändert", so der gebürtige Spanier.
In den 1990er-Jahren wurde der Handel mit Objekten aus Osteuropa überschwemmt. Noch schwerer wog das Aufkommen des Internets. "Durch das Überangebot an Informationen sind die Leute überfordert", erklärt José Manuel.
Und gerade junge Menschen sind oft nicht mehr an der Materie interessiert. "Stattdessen gehen sie alle fünf Jahre für 300 Euro bei IKEA einkaufen". Dabei würden sie hier bestimmt fündig: "Wir haben eine immense Nachhaltigkeit. Fast jedes Möbelstück ist zugleich Naturprodukt und Kulturgut."
Stattdessen muss auch er auf die veränderte Nachfrage reagieren: "Früher haben wir restaurierte Kommoden für 4500 Euro verkauft. Heute geben wir sie in einem guten, unrestaurierten Zustand mitunter für 500 Euro weg."
Händler wollen der Krise trotzen: "Wir werden alles versuchen"
Mit dieser Abwärtsspirale kämpfen auch Gregor Bachmann (45) und Carsten Rybicki (47). Die beiden handeln an der Robert-Blum-Straße mit Kunst, vor allen Dingen aber mit Büchern.
Die Preisspanne der historischen Druckerzeugnisse: Zwischen 25 Euro bis hinauf in den fünfstelligen Bereich. "Das alte Sammlerklientel stirbt weg", sagt Bachmann.
Sein Kollege zeigt auf eines der vielen Regale und ergänzt: "Noch 2009 hat ein Reisebericht aus dem Jahr 1903 bis zu 200 Euro eingebracht. Heute gibt es dafür zum Festpreis vielleicht noch 50 Euro."
Neben gestiegenen Lohn- und Mietkosten kommt erschwerend hinzu, dass Bibliotheken jetzt auf die Digitalisierung setzen. Das schmälert die Budgets für den Einkauf.
Ans Aufgeben denken Bachmann und Rybicki aber noch lange nicht. "Wir werden alles versuchen, um uns an die neuen Umstände anzupassen."
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)