Dresdens Antik-Händler klagen über fallende Preise: "Markt hat sich verändert"

Dresden - Biedermeierschrank, Barock-Kommode, Sekretär: Was schick klingt, ist heute so günstig wie nie. Denn die junge Generation richtet sich lieber mithilfe der schwedischen Möbelkette am Stadtrand ein. Das spüren auch die Antiquitätenhändler in Dresden.

Hat nicht nur schicke Gebrauchsmöbel im Angebot: Für dieses Schiffsmodell aus den 1960er-Jahren nimmt Händler José-Manuel Ladrón de Guevara (61) etwa 650 Euro.
Hat nicht nur schicke Gebrauchsmöbel im Angebot: Für dieses Schiffsmodell aus den 1960er-Jahren nimmt Händler José-Manuel Ladrón de Guevara (61) etwa 650 Euro.  © Montage: Steffen Füssel (2)

Direkt neben einem kleinen Café an der Königstraße (Neustadt) hat José Manuel Ladrón de Guevara (61) - Dreitagebart, Jeans, Hemd und Sakko - seinen Laden.

Noch bis in die 1980er-Jahre hinein gehörte das Sammeln von Antiquitäten in die Mitte der Gesellschaft, erinnert er sich. Verluste im Krieg wurden nachgekauft. "Doch das Geschäft hat sich grundlegend verändert", so der gebürtige Spanier.

In den 1990er-Jahren wurde der Handel mit Objekten aus Osteuropa überschwemmt. Noch schwerer wog das Aufkommen des Internets. "Durch das Überangebot an Informationen sind die Leute überfordert", erklärt José Manuel.

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Und gerade junge Menschen sind oft nicht mehr an der Materie interessiert. "Stattdessen gehen sie alle fünf Jahre für 300 Euro bei IKEA einkaufen". Dabei würden sie hier bestimmt fündig: "Wir haben eine immense Nachhaltigkeit. Fast jedes Möbelstück ist zugleich Naturprodukt und Kulturgut."

Stattdessen muss auch er auf die veränderte Nachfrage reagieren: "Früher haben wir restaurierte Kommoden für 4500 Euro verkauft. Heute geben wir sie in einem guten, unrestaurierten Zustand mitunter für 500 Euro weg."

Seit zwei Jahren hat der gebürtige Spanier sein Geschäft in der Königstraße 8 (Neustadt).
Seit zwei Jahren hat der gebürtige Spanier sein Geschäft in der Königstraße 8 (Neustadt).  © Steffen Füssel

Händler wollen der Krise trotzen: "Wir werden alles versuchen"

Machten ihre Leidenschaft zum Beruf: Die beiden Sachsen Carsten Rybicki (47, l.) und Gregor Bachmann (45) verkaufen Kunstwerke und Bücher.
Machten ihre Leidenschaft zum Beruf: Die beiden Sachsen Carsten Rybicki (47, l.) und Gregor Bachmann (45) verkaufen Kunstwerke und Bücher.  © Steffen Füssel

Mit dieser Abwärtsspirale kämpfen auch Gregor Bachmann (45) und Carsten Rybicki (47). Die beiden handeln an der Robert-Blum-Straße mit Kunst, vor allen Dingen aber mit Büchern.

Die Preisspanne der historischen Druckerzeugnisse: Zwischen 25 Euro bis hinauf in den fünfstelligen Bereich. "Das alte Sammlerklientel stirbt weg", sagt Bachmann.

Sein Kollege zeigt auf eines der vielen Regale und ergänzt: "Noch 2009 hat ein Reisebericht aus dem Jahr 1903 bis zu 200 Euro eingebracht. Heute gibt es dafür zum Festpreis vielleicht noch 50 Euro."

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Neben gestiegenen Lohn- und Mietkosten kommt erschwerend hinzu, dass Bibliotheken jetzt auf die Digitalisierung setzen. Das schmälert die Budgets für den Einkauf.

Das gemeinsame Antiquariat findet sich an der Robert-Blum-Straße 11, nahe der Marienbrücke.
Das gemeinsame Antiquariat findet sich an der Robert-Blum-Straße 11, nahe der Marienbrücke.  © Steffen Füssel
Hier gibt es unterschiedlichste Literatur zu kaufen: Links ein streng limitierter Horror-Roman von 2004, rechts ein über 400 Jahre altes handkoloriertes Kräuterbuch aus Italien.
Hier gibt es unterschiedlichste Literatur zu kaufen: Links ein streng limitierter Horror-Roman von 2004, rechts ein über 400 Jahre altes handkoloriertes Kräuterbuch aus Italien.  © Steffen Füssel

Ans Aufgeben denken Bachmann und Rybicki aber noch lange nicht. "Wir werden alles versuchen, um uns an die neuen Umstände anzupassen."

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)

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