TheaterRuine startet in neue Saison, doch finanziell wird's eng
Dresden - An diesem Wochenende startet die TheaterRuine St. Pauli in ihre neue Saison.

Zwei Neuproduktionen stehen an in dieser Spielzeit, die überschrieben ist mit dem Motto "Sommer des Lachens". Doch ist den Mitgliedern des Vereins TheaterRuine St. Pauli derzeit überhaupt nicht zum Lachen zumute: Das Amateurtheater sieht sich "über Gebühr" von Förderungskürzungen betroffen. "Es erscheint existenzgefährdend", sagt Vereinsleiter Jörg Berger (62).
Dabei kann Berger eine blendende Bilanz vorweisen: "2024 war unsere erfolgreichste Saison, in allen Bereichen war ein Plus zu verzeichnen." 10 Prozent Einnahmensteigerung wurden verbucht und unterm Strich ein positiver Jahresabschluss. "Vor allem unsere Eigenproduktionen machen es aus", sagt Berger. Die seien zu 70 bis 80 Prozent ausgelastet gewesen.
Am besten liefen die Monty-Python-Stücke "Spamalot" und "Nicht der Messias", die fast immer ausverkauft waren. Insgesamt konnte das Haus mit seinen rund 250 Plätzen bei circa 130 Veranstaltungen etwa 15.000 Besucher verzeichnen. Gastspiele und Konzerte hätten zusätzlich rund 7000 Gäste angezogen.
Dennoch quälen den Verein akute Finanzsorgen. Folge der Haushaltskürzungen im Kulturbereich, mit der alle Institutionen umgehen müssen.
Besonders hart trifft es den Verein TheaterRuine St. Pauli

Laut Berger treffe es den Verein - der sowohl die TheaterRuine als auch das soziokulturelle Zentrum "St. Pauli Salon" als jeweils eigenständige Einrichtungen betreibt - ungewöhnlich hart: "Wir sind auserkoren worden, besonders stark gekürzt zu werden."
Heißt in Zahlen: Im Vergleich zum Vorjahr fehlen 10.000 Euro im Theaterbereich (Kürzung um 29 Prozent von 35.000 auf 25.000 Euro) und 13.000 Euro im Bereich Soziokultur (Reduzierung um 46 Prozent von 28 000 auf 15 000 Euro).
Berger: "Diese Zahlen haben uns doch überrascht." Das sei wesentlich mehr als die Einsparungen von bis zu zehn Prozent, die andere Kulturstätten verkraften müssten. Immerhin sei eine angekündigte Mieterhöhung für den "Salon" vorerst vom Tisch.
Der aber sei immens wichtig. So vermiete man die Räumlichkeiten an andere soziokulturelle Partner, wodurch sie für Veranstaltungen, Senioren- und Jugendarbeit, Kurse und Workshops genutzt werden. Müsste man den "Salon" als Folge der Kürzungen schließen, fielen weitere entsprechende städtische Projektfördermittel weg.
Zudem diene der "Salon" auch als Arbeitsbasis für die TheaterRuine, die selbst nur sechs Monate im Jahr bespielt werden kann - als Büro, Lagerplatz für Instrumente, Planungs- und Probenräume.
Kulturausschuss lässt nicht mit sich reden
Zwei Briefe hat Berger bereits an den Kulturausschuss der Stadt geschrieben, um Gespräche gebeten. Bislang erfolglos. "Ich kann nur mein Entsetzen ausdrücken", so der Vereinsvorsitzende. Er hofft, dass es noch zu einer Kontaktaufnahme komme, man über die Größenordnung der Kürzungen reden könne. "Mit zehn Prozent hätten wir kein Problem", stellt Berger klar.
Ablenkung bieten die zwei neuen Eigenproduktionen, die die ehrenamtlichen St.-Paulianer vorbereiten. Die erste heißt "Bares, Rares - und weg war es!", eine Kriminalkomödie vom Autorenkollektiv "die ACHT". Darin will ein verarmter Schlossherr ein vermeintlich wertloses Porzellanhuhn für 2500 Euro in der Antiquitäten-Show "Suche Bares - biete Rares" verscherbeln. Dummerweise ist das Kunstwerk Millionen wert, und eine turbulente Hatz darauf beginnt. Premiere ist am 6. Juni.
Zweites Stück wird "Teuflische Göttinnen", ein Musical für großes Ensemble zum Thema Selbstoptimierung. Es handelt von einer Frau, die wegen eines jüngeren Modells sitzen gelassen wird und auf Rache sinnt. Premiere: 22. August.
Alle sonstigen Termine gibt es auf der neu gestalteten Homepage unter: pauliruine.de
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe