Die Chefin des Landesamtes für Denkmalpflege geht in Rente und hat noch einen Wunsch
Dresden - Mehr als 100.000 Denkmale hat Sachsen. Von Schlössern bis zum Häuslein ist alles dabei. Für den Erhalt leistet sich der Freistaat seit 1917 eine eigene Behörde mit Berühmtheiten wie Hans Nadler (1910-2005) an der Spitze.
Seit 2002 leitet erstmals eine Frau das Haus: Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack (65). Jetzt geht die Professorin, Architektin und Sachsens oberste Denkmalpflegerin wohlverdient in den Ruhestand. Mit TAG24 sprach sie zum Abschied über ihre Wünsche und Enttäuschungen.
Rosemarie Pohlack hält ein Stück Glas in der Hand. Es ist der Hals einer Flasche, die bei der Zerstörung Dresdens schmolz. Das Geschenk ihres Freundes ist ihr Lieblingsstück - nicht etwa eine Burganlage oder eine seltene Windmühle. Verkörpert es doch die Vergänglichkeit und das, was Menschen ihren eigenen Kulturgütern antun.
Doch was ist Denkmalschutz eigentlich? "Denkmalschutz sind wir. Es sind unsere besseren Werte", sagt sie. "Darum ist Denkmalpflege kein Selbstzweck."
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern sei der Schutz von Kulturgütern in der Landesverfassung verankert. "Nach der Wende als wahrscheinlich einziges Landesgesetz Sachsens einstimmig beschlossen."
Auf Rosemarie Pohlack folgt Alf Furkert
Trotzdem hatte sie heftig zu kämpfen. "Wir haben 20 Prozent des Personals seit meinem Amtsantritt 2002 eingebüßt", sagt sie. Dazu das jahrelange Ringen um Verständnis im Innenministerium, dem die Denkmalschützer seit 2002 zugeordnet sind. Die drohende Zusammenlegung mit den Landesarchäologen, die Angst vor der Degradierung zur Abteilung.
Dann der Schwund von Denkmalen an sich: "Als ich das Amt antrat, hatten wir 113.000 Denkmale - jetzt sind es noch rund 102.000. Ich erinnere an den Verlust der Meinert’schen Spinnmühle in Lugau. Aber das gehört dazu, und gerade dieser genannte Verlust weckt auch Energien zur Bewahrung."
So ist sie stolz auf die Rettung des Kornhauses in Zwickau, auf die Gründung der Umgebindehaus-Stiftung, auf die Versöhnung der Streitparteien zum Dresdner Neumarkt - und hat zwei Wünsche: „Hubertusburg. Mein Wunsch wäre, diese großartige spätbarocke Schlossanlage als Kultur-, Lern- und Weiterbildungsort für interessierte Bürger, auch für ein europäisches Bildungsbürgertum, zu entwickeln. Und die Einrichtung eines Kinder- und Jugendkulturzentrums im Görlitzer Waidhaus - als Kulturgelenk Westeuropa/Osteuropa.“
Ihr Nachfolger ist ein Berufskollege: Der Architekt Alf Furkert (54) tritt sein Amt am 1. August an. Er machte sich bereits einen Namen als Präsident der Architektenkammer Sachsen.