Museum am Albertplatz macht dicht: Jetzt werden die DDR-Autos versteigert!

Dresden - Gaaanz langsam und vorsichtig fährt der Gabelstapler unter den IFA-Eigenbau (Baujahr 1961) und bugsiert ihn von der über zwei Meter hohen Hebebühne auf den Fußweg.

Jens Richter (61) hat nach fast 20 Museumsjahren seinen IFA abgeholt.
Jens Richter (61) hat nach fast 20 Museumsjahren seinen IFA abgeholt.  © Norbert Neumann

Angespannt verfolgt Jens Richter (61) die Landung seines Oldtimers. Nach einer Stunde kann der Chemnitzer mit seinem Schätzchen auf dem Anhänger die Heimfahrt antreten.

Mehr als 20 Jahre stand das elegante Automobil als Leihgabe im DDR-Museum - erst in Radebeul, dann am Albertplatz.

Wegen eines dramatischen Besuchereinbruchs hat das DDR-Museum Ende Mai seine Türen geschlossen. Inhaber und Supermarkt-Besitzer Peter Simmel (63) löst die Sammlung auf.

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Mehr als 45.000 Exponate gehen an die Leihgeber zurück oder werden am 8. Juli vor Ort versteigert (TAG24 berichtete). Generelles Mindestgebot: 10 Euro.

Auch 19 DDR-Fahrzeuge müssen ihre "Garage" verlassen - über ein XXL-Flügelfenster an der Fassade, in sechs Meter Höhe, begann am gestrigen Montag die rund 27.000 Euro teure Auslagerung.

Nur sehr widerwillig gibt Museumsleiterin Gabi Reißig (60) Auskunft: "Wir haben mit dem kleinsten Auto angefangen, einem Trabant." Dann schließt sich die Tür.

Der Fahrzeugbrief des IFA hat noch A5-Format.
Der Fahrzeugbrief des IFA hat noch A5-Format.  © Norbert Neumann
Das Dübener Ei wird vorsichtig wie ein rohes Ei zum Boden bugsiert.
Das Dübener Ei wird vorsichtig wie ein rohes Ei zum Boden bugsiert.  © Norbert Neumann

DDR-Museum schließt: 19 DDR-Fahrzeuge müssen raus

Raus aus dem XXL-Fenster, rauf auf die Hebebühne, dann per Gabelstapler auf den Boden - der IFA wird aus dem Museum geholt.
Raus aus dem XXL-Fenster, rauf auf die Hebebühne, dann per Gabelstapler auf den Boden - der IFA wird aus dem Museum geholt.  © Norbert Neumann

Viel netter sind die sechs Männer vom Logistikunternehmen DB Schenker - Profis in Sachen Spezialtransport.

"Wir haben die Autos ins Museum gebracht und holen sie auch wieder raus", sagt Mitarbeiter Robér Reh (47) stolz.

Bereichsleiter Heiko Löwe (46) zeigt die größere Schwierigkeit auf: "Wir mussten auf der Antonstraße eine Fahrspur sperren und eine Fußgängerampel aufbauen. Bis Donnerstag dauert die Sperrung, denn wir schaffen pro Tag nur den Abtransport von vier bis fünf Wagen."

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Einer davon - der himmelblaue Kugelporsche - entschwindet laut Kennzeichen Richtung Leipzig. Es folgt ein Dübener Ei (von 1964).

Ein Dresdner hat den Campinganhänger vom Leihgeber gekauft - und kuppelt ihn gleich an seinen alten Saab mit umhäkelter Klopapierrolle auf der Hutablage.

Der himmelblaue Trabant verließ zuerst das Museum.
Der himmelblaue Trabant verließ zuerst das Museum.  © Norbert Neumann

Der alte IFA-Eigenbau ist der dritte, der auszieht. "Ich werde ihn aufarbeiten, vielleicht noch mal beim Oldtimertreffen in Hartmannsdorf vorfahren und ihn dann auf eBay verkaufen", sagt Jens Richter etwas wehmütig.

Sechs von den insgesamt 19 Wagen werden vom Auktionshaus Günther versteigert.

Titelfoto: Norbert Neumann

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