"Dorian" feiert Premiere: Regisseur Robert Wilson mit spätem Dresden-Debüt
Dresden - Ein Solo für Schauspieler Christian Friedel (43) hat Theatermacher Robert Wilson (81) mit "Dorian" nach Motiven von Oscar Wilde kreiert. Am Samstag hat die im Vorjahr am Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführte Inszenierung ihre Dresden-Premiere. Für Wilson gar ein spätes Debüt.
"Dorian" ist die zweite aufwendige Produktion mit Christian Friedel in dieser Spielzeit, neben dem von ihm auch inszenierten "Macbeth", der nach mehreren pandemiebedingten Verschiebungen zum Saisonstart zur Premiere kam.
Staatsschauspiel-Intendant Joachim Klement freute sich entsprechend bei der Saison-Vorstellung: "Ein bisschen fühlt es sich an, als sei Christian Friedel ins Ensemble zurückgekehrt."
In der Tat schließt sich ein gewisser Kreis. In der Ära von Wilfried Schulz, Klements Vorgänger als Intendant, erspielte sich das damalige feste Ensemblemitglied Friedel seinen Ruf als Dresdner Publikumsliebling.
Nach Schulz' Wechsel ans Düsseldorfer Schauspielhaus schied Friedel aus dem Ensemble aus und folgte seinem "Entdecker" als freischaffender Schauspieler nach Düsseldorf.
In Dresden blieb er gleichwohl präsent, ebenfalls als regelmäßiger Gast am Haus mit den auch in Düsseldorf gegebenen musikalischen Shakespeare-Produktionen "Hamlet" und "Searching for William", die mit seiner Band "Woods of Birnam" hier wie dort vor zumeist ausverkauftem Haus gespielt werden.
Wilson gibt am Samstag sein Dresden-Debüt als Regisseur!
In Düsseldorf arbeitete Friedel zweimal mit Altmeister Robert Wilson - in "Der Sandmann" nach E.T.A. Hoffmann und eben in "Dorian", der im Juni 2022 dort uraufgeführt wurde. Das Stück ist eine Koproduktion des Düsseldorfer Schauspielhauses mit dem National Kaunas Drama Theatre und dem Staatsschauspiel Dresden, daher war die Inszenierung von vornherein auch für Dresdner Aufführungen vorgesehen.
Mit der Premiere am Samstag gibt Wilson quasi sein Dresden-Debüt als Regisseur.
Ein Novum. Zwar waren Originalproduktionen Wilsons natürlich schon auf Dresdner Bühnen zu sehen, die mit Tom Waits entstandenen Musicals "Black Rider" oder "Alice" etwa. Stets wurden diese Stücke aber durch andere Regisseure neu eingerichtet. Seine "Dorian"-Inszenierung hingegen betreut Wilson auch in Dresden selbst.
Aktuell bauen die Düsseldorfer ihr Bühnenbild im Schauspielhaus auf, Wilson wird im Laufe der Woche erneut proben. 15 Vorstellungen in drei Monaten sind geplant, in dieser Zeit wird das Stück nur hier gespielt und kehrt erst dann wieder nach Düsseldorf zurück.
Die Spannung ist groß, denn die Theaterkritik hatte sich im vergangenen Jahr durchaus überschlagen. Besonders Christian Friedel wurde für seine "opulente One-Man-Show" gefeiert.
Titelfoto: Bildmontage: Lucie Jansch & Roland Weihrauch/dpa