Schäden über Schäden: Wie schlimm steht es um die Pavillons des Kurfürsten?

Dresden - Seit Jahrzehnten sind zwei Pavillons im Schlosspark Pillnitz der Öffentlichkeit fast unzugänglich. Grund: Die Gebäudesubstanz soll vor Verwitterung und Vandalismus geschützt sein. Wie schlimm steht es um die prunkvollen Gartenhäuser von Kurfürst Friedrich August III. (1750-1827, ab 1806 erster König von Sachsen), unter dem Schloss Pillnitz seine Blütezeit erlebte?

Restauratorin Sandra Risz (50) öffnet eine versteckte Tür - dahinter ein Wasserschaden.  © Holm Helis

Hier hatte August seine Sommerresidenz, ließ zwei Pavillons errichten: Als Arbeitszimmer für seine botanischen Studien entstand um 1780 der Englische, Jahre später der Chinesische Pavillon.

Noch heute bezaubern beide denkmalgeschützten Bauten innen durch feinste Stuckarbeiten, kunsthistorisch wertvolle Wandmalereien von Schmetterlingen und chinesischen Landschaften. Sie zu erhalten ist allerdings eine Herausforderung. Und zu sehen bekommt sie selten jemand.

"Es handelt sich um sehr empfindliches Kulturgut. Besucherströme würden die Substanz gefährden", weiß Sandra Risz (50), die beide Pavillons seit 20 Jahren als Restauratorin betreut.

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Im Stil der Chinoiserie wurde der Chinesische Pavillon errichtet.  © Holm Helis
Der Englische Pavillon ist dreigeschossig. Im obersten Stock arbeitete Kurfürst Friedrich August III. an botanischen Studien.  © Holm Helis
Diese eingeritzten Buchstaben sind vermutlich 210 Jahre alt.  © Holm Helis

Selbst ohne Besucher sind Gefahren für den Gebäudeerhalt reichlich: Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und UV-Strahlung machen den ungedämmten Häuschen besonders zu schaffen. Bei Starkregen dringt Wasser in die Gebäude, Sonneneinstrahlung lässt Wandfarbe verblassen. Daher werden die Innenräume regelmäßig mit Spezialwerkzeug entfeuchtet und entstaubt, Stuckschäden ausgebessert, Fehlstellen in den Wandgemälden retuschiert.

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Insekten machen Pavillons zu schaffen

Der Kurfürst ließ Metamorphosen von Schmetterlingen und Blätterranken an Wände malen. Die Farbe blättert an vielen Stellen ab, muss wieder angeklebt werden.  © Holm Helis

Museologin Sophia Müller (35) wirft ebenfalls regelmäßig ein Auge auf die Pavillons. "Bei einem Sturm letzten Sommer bin ich nur von Pavillon zu Pavillon gerannt, um Wetterschäden zu beseitigen."

Auch Tiere können zum Problem werden: Emsige Ameisen bohren sich in den Sandstein, Spinnen und Marienkäfer wollen innen überwintern. Außerdem unkontrollierbar? Vandalismus an der Fassade.

Die Einritzung "K.C.K. 1814" auf einer Sandsteinsäule des Englischen Pavillons lässt vermuten, dass dieses Problem so alt ist wie die Pavillons selbst. Die Restauratorin: "Manche dieser Schäden wollen wir erhalten. Sie haben heute einen historischen Wert."

Schadhaft auch der originale Steinboden im Chinesischen Pavillon.  © Holm Helis
Liebte seine Pillnitzer Sommerresidenz: Friedrich August der Gerechte (1750-1827).  © Archiv

Wer die Pavillons einmal von innen sehen will, kann gegen Gebühr eine Spezialführung vereinbaren. Alternativ informiert schlosspillnitz.de über die nächste öffentliche Führung.

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