Die Ballerina aus der Semperoper: Kanakos langer Weg auf die große Bühne

Dresden - Die erste Solistin des Ballett-Ensembles, Kanako Fujimoto (35), verzaubert die Besucher der Dresdner Semperoper. Vom heimischen Kinderzimmer in Fernost bis hin zur großen Bühne war es ein langer Weg.

Im Gespräch mit TAG24 erzählt Kanako Fujimoto (35) von den Anfängen ihrer Ballett-Karriere.
Im Gespräch mit TAG24 erzählt Kanako Fujimoto (35) von den Anfängen ihrer Ballett-Karriere.  © Steffen Füssel

Wenn die Japanerin über die Bühne gleitet, scheint es, als würde sie schweben. Hinter dieser Anmut verbirgt sich jedoch eine Geschichte voller Disziplin, Schmerz und großer Liebe zur Kunst.

Sie war neun, als sie mit dem Tanzen begann. Nicht etwa im Ballettsaal, sondern zu Hause, in ihrem Wohnzimmer. "Zu Hause habe ich immer zu der Lieblingsmusik meiner Mutter gesungen und getanzt", erzählt sie begeistert.

Ihre Mutter, eine große Liebhaberin von Musicals, nahm sie oft mit ins Theater. Es waren Bekannte der Familie, die ihr schließlich den entscheidenden Impuls fürs Ballett gaben. "Ich begann an einer japanischen Ballettschule - das war wirklich hart für mich als Kind."

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Der Wendepunkt kam 2004, als sie gerade einmal 15 war. Die Solistin nahm am "Youth America Grand Prix" teil - und gewann. Kanako erhielt ein Stipendium für die Stuttgarter Ballettschule: "Das war mein Sprungbrett für die Zukunft."

Deutschland wurde zu ihrer zweiten Heimat und schließlich zur Bühne ihrer Karriere. "Das Schöne am Ballett ist die Vielzahl an Menschen, die gemeinsam etwas erschaffen", schwärmt die Tänzerin.

Applaus ist Belohnung für alle Mühen

Vor der Leichtigkeit auf der Bühne steht knallhartes Training im Tanzsaal: Fujimoto und Ballett-Tänzer Moisés Carrada Palmeros bei ihrer täglichen Arbeit.
Vor der Leichtigkeit auf der Bühne steht knallhartes Training im Tanzsaal: Fujimoto und Ballett-Tänzer Moisés Carrada Palmeros bei ihrer täglichen Arbeit.  © Steffen Füssel

Der Alltag einer Ballerina ist jedoch alles andere als glamourös. Von 10 bis 18 Uhr stehen Training und Probe auf dem Plan, unterbrochen nur von einer kurzen Mittagspause.

Wenn Kanako mal nicht im Tanzsaal ist, schlemmt sie in ihrem Neustädter Lieblingsrestaurant "Lila Soße" (Alaunstraße) oder spaziert mit Freunden durch die Altstadt.

Das tägliche Training verlangt ihr viel ab. Doch trotz der körperlichen Belastung sei Ballett kein Sport für sie: "Es ist eine Kunst, die es uns erlaubt, Erfahrungen und Emotionen in Bewegung zu verwandeln.“

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Und dann ist da noch der Moment nach dem Tanz. "Erst der Applaus belohnt das Ensemble für alle Mühen", erzählt die Ballerina begeistert. Besonders in den Corona-Jahren wurde ihr bewusst, wie wichtig das Publikum ist.

Jetzt, da die Ränge wieder voll sind, spüre sie einen neuen, fast elektrisierenden Austausch mit den Zuschauern. "Den Applaus zu erleben, ist unbeschreiblich", sagt sie. Am Ende bleibt die Bühne. Und eine Frau, die tanzt, als wäre sie nie für etwas anderes geboren worden.

Die Semperoper ist die große Bühne für die erste Solistin des Balletts.
Die Semperoper ist die große Bühne für die erste Solistin des Balletts.  © IMAGO/Zoonar

Die Geschichte des Semperoper-Balletts

Anmut und Grazie, dafür stand das Ballett-Ensemble schon immer.
Anmut und Grazie, dafür stand das Ballett-Ensemble schon immer.  © Arno Burgi/dpa

In diesem Jahr feiert die Semperoper 200 Jahre Ballettgeschichte. Seit seiner Gründung am 1. April 1825 hat sich das Ballett zu einer der weltweit angesehensten Tanzkompanien entwickelt.

Der Ursprung geht auf das Jahr 1817 zurück, als Carl Maria von Weber (1786-1826) als Tanzmeister eintrat. Acht Jahre später wurden die ersten festen Tänzerinnen engagiert: Mathilde Füssel sowie Henriette und Marie Bohlan. Das Ballett begann zu wachsen und zählte bereits in der Anfangszeit 15 Tänzer.

Heute sind 26 Nationalitäten im aktuellen Ensemble vertreten. An der Spitze steht der schweizerisch-kanadische Choreograf und Designer Kinsun Chan.

Der Ballettdirektor merkt deutlich, wie sich das Ballett verändert hat: "Die zunehmende technische Entwicklung in allen Lebensbereichen beeinflusst auch den Tanz - Choreografien werden schneller und dynamischer."

Titelfoto: Steffen Füssel

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