Dresden - Der Vorhang ist gefallen, die Lichter sind aus, die Künstler abgeschminkt. Die Herren des Travestie-Theaters "Carte Blanche" verlassen das Haus. Doch nicht jeder verwandelt sich abseits des Rampenlichts in einen Mann. "Ich bin eine Frau", sagt Sängerin, Stepptänzerin und Februar-Stargast Alice Dee (33) selbstbewusst.

"Ich kam als Junge auf die Welt, lebe aber seit meinem 16. Lebensjahr konsequent als Frau. Und schon als Kind habe ich gewusst, dass ich ein Mädchen bin", die gertenschlanke, große Alice schüttelt ihr langes, blondes Haar.

Sie ist nicht nur eine schöne Frau - sie kann auch was.

"Schon mit zehn Jahren habe ich die Deutsche Meisterschaft im Stepptanz gewonnen. Bis heute fasziniert mich das Steppen. Als Kind habe ich den Film 'Ein Amerikaner in Paris' gesehen - da wusste ich: Das will ich lernen."

Alice hat als Tanztrainerin das Steppen auch anderen beigebracht.

"Aber das mache ich nicht mehr, denn ich gehöre auf die Bühne, mein Herz schlägt für die Show." Das Handwerkszeug hat Alice Dee bei einer Ausbildung zur Musicaldarstellerin mitbekommen. "Aber ich konnte das Studium in München nicht beenden, ich musste in das offenere Berlin flüchten", gesteht Alice.

Dort gehört sie längst zur etablierten Szene: begeisterte in der legendären Drag-Queen-Show "Devine Carousel", geht ab März auf "Magie der Travestie"-Tournee und schippert im Sommer auf der MS "Audrey" als unterhaltsame Stadterklärerin über Berliner Gewässer.

Vorerst aber ist sie noch bis Ende Februar mit Stepptanz und französischen Chansons im Dresdner Travestie-Theater zu erleben.

Wo auch immer Alice Dee aufkreuzt, hat sie eine Botschaft: "Ich bin als Frau bei mir selbst angekommen. Ich bitte Eltern, Regenbogen-Kinder zu ermutigen und zu stärken."