Tausende Chip-Jobs entstehen in der Nachbarschaft: Kann Weixdorf ein Dorf bleiben?
Dresden - Bis 2027 soll die Chip-Industrie im Dresdner Norden tausende neue Mitarbeiter anziehen. Ganz nah an Weixdorf. Ist die Ortschaft dafür gerüstet? Was wünschen sich die Bewohner?
Sie strömten jedenfalls zahlreich zur jüngsten Einwohnerversammlung und diskutierten einen Plan, der auf Amtsdeutsch zum Einschlafen klingt: "Ortsentwicklungskonzept".
Daran werkelt das Rathaus seit 2020, Ziel: Weixdorf weiterentwickeln. Seit klar ist, dass die anliegenden Chipfabriken in Bälde massiv ausgebaut werden sollen, geht es um drängende Fragen: Kann Weixdorf seinen dörflichen Charakter bewahren?
Wie seine Infrastruktur ausbauen, neue Bewohner integrieren?
Die Anwohner kamen mit konkreten Wünschen zur Versammlung. Bernd Stübner (69) war nicht alleine mit seiner Forderung nach einer Umgehungsstraße, um den Verkehr im Ortskern zu mindern. Andrea Dietze (65) wünschte sich mehr öffentlichen Nahverkehr, Bewohner Tom Schöbe (43) sagte: "Weixdorf soll ein Dorf bleiben."
Vor Ort standen Thomas Herm (60) und Steffen Rietzschel (52) aus der Stadtverwaltung Rede und Antwort. Herm erklärte, dass der Planungsprozess lange vor der Chip-Ausbau-Entscheidung begonnen habe, frühestens 2026 mit einem Maßnahmenkonzept zu rechnen sei - sechs Jahre nach Planungsbeginn.
Läuft die Stadt Gefahr, von der Wirklichkeit eingeholt zu werden? Diese Frage stellten einige. "Die Realität überholt Sie doch mit dieser Arbeitsweise", monierte etwa André Bläser (54), erhielt dafür wie andere Applaus.
Einwohnerversammlung in Weixdorf fördert wenig Neues zutage
Die städtischen Ausführungen blieben vage, Versprechungen gab es keine. "Das liegt im Wesen des Planungsprozesses. Konkreter wird es, wenn der Stadtrat entscheidet", erklärte Herm gegenüber TAG24. Und nannte beispielhaft Maßnahmen, um etwa die Dörflichkeit zu bewahren: "Das könnten verkehrsberuhigte Zonen oder ein Bürgerhaus sein."
Außerdem sei unwahrscheinlich, dass in Weixdorf große Plattensiedlungen entstehen. "Die Ortschaft ist ganz überwiegend von Eigenheimen und Doppelhäusern geprägt. Größere Wohnsiedlungen in mehrgeschossiger Bauweise werden in Zukunft auch nicht zu erwarten sein."
Titelfoto: Ove Landgraf