Charlotte Meentzen macht die Frauen schön - bis heute

Dresden - Dresdens reiche Geschichte wäre ohne Frauen nicht denkbar. Über Jahrhunderte wirkten sie mit am Werden der Stadt, vielfach in aller Bescheidenheit. Manche haben sich der Öffentlichkeit für immer eingeprägt.

Pionierin der Naturkosmetik: Charlotte Meentzen (1904-1940).
Pionierin der Naturkosmetik: Charlotte Meentzen (1904-1940).  © Charlotte Meentzen GmbH

Sie waren Erfinderinnen, Entdeckerinnen, Künstlerinnen. Sie gingen ihren Weg, weil sie an sich glaubten oder einfach stärker waren als die männlichen Zeitgenossen. Heute im Porträt: Kosmetikerin Charlotte Meentzen (1904-1940).

Es waren einmal zwei Schwestern. Die eine den Kopf voll Visionen, die andere eine Kauffrau, wie sie im Buche steht: Charlotte Meentzen und Gertrud Seltmann-Meentzen.

Beide stammten aus einer Familie von Apothekern und Naturheilkundlern. Doch die Idee, die Charlotte ihrer Schwester antrug, war auch ein wenig "crazy": An der Prager Straße sollten 1930 ein "Institut für Natürliche Kosmetik" und 1931 eine "Schule für Natürliche Kosmetik" entstehen. Die Prager Straße war damals eine der Prachtstraßen Europas, die teuerste Geschäftsadresse sachsenweit.

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Die Idee schlug ein, sagt die heutige Firmensprecherin und Marketingchefin Cathrin Hoos. "Charlotte hatte Mut. Zwar war Dresden durch die Hygieneausstellungen von Karl August Lingner Zentrum der Gesundheitsbewegung. Doch zu dieser Zeit war es für Frauen alles andere als üblich, eine Geschäftsidee zu verfolgen."

Schwester Gertrud (1901-1985) führte die Firma weiter.
Schwester Gertrud (1901-1985) führte die Firma weiter.  © Charlotte Meentzen GmbH
Die Kosmetikschule bildete ab 1931 das zweite Standbein der Schwestern.
Die Kosmetikschule bildete ab 1931 das zweite Standbein der Schwestern.  © Charlotte Meentzen GmbH

Charlotte Meentzen starb im Alter von nur 36 Jahren

Heute vertreiben 5000 Geschäfte deutschlandweit die Produkte. Hier der Salon auf dem Weißen Hirsch in Dresden 1960.
Heute vertreiben 5000 Geschäfte deutschlandweit die Produkte. Hier der Salon auf dem Weißen Hirsch in Dresden 1960.  © Charlotte Meentzen GmbH

Charlottes Konzept hatte einen ganzheitlichen Ansatz. Es bot den Kundinnen einen Mix aus angewandter Kosmetik im Salon, den Produktverkauf für daheim, spezielle Handgriffe fürs Einmassieren und Auftragen sowie sanfte Physiotherapie. Alles, was die Kunden auf die Haut bekamen, war in Meentzen-Laboren entwickelt. Das Thema Naturkosmetik wurde dank Charlotte populär.

Dann Schicksalsjahre: 1940 starb Charlotte. Die drei Jahre ältere Schwester führte Firma samt Schule fort und nahm sich ihres Neffen an. Obwohl Bomben 1945 fast alles zerstörten, kämpfte sich Gertrud nach dem Krieg an die gesamtdeutsche Kosmetikspitze - bis die DDR 1964 der Schule den Garaus machte, 1972 die Firma enteignete. 1989 gelang die Reprivatisierung.

Das Familienunternehmen lebt weiter und behauptet sich am Markt, auch international. Die einzelnen Zweige leben in ganz Deutschland, darunter auch in Dresden.

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Vom letzten Dresdner Firmensitz an der Wiener Straße ging es 2002 nach Radeberg, wo inzwischen 120 Produkte hergestellt werden, darunter ganz spezielle Entwicklungen wie eine Mutter-Kind-Linie oder seit 2020 eine Serie für den Mann.

Der Firmensitz in Radeberg.
Der Firmensitz in Radeberg.  © Thomas Türpe
Noch heute werden die Produkte selbst entwickelt und hergestellt.
Noch heute werden die Produkte selbst entwickelt und hergestellt.  © ELLEN-Fotografie

Es gibt noch immer eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung - und noch immer hat der Weg von der Idee zum fertigen Produkt starken Manufakturcharakter.

Auch der soziale Gedanke von Charlotte lebt fort: ihre Nachfahren engagieren sich zum Beispiel für die "Lebenshilfe". "In jedem von uns steckt eine kleine Charlotte", umschreibt Hoos das, was von der großen Visionärin ebenfalls geblieben ist.

Titelfoto: Charlotte Meentzen GmbH, Thomas Türpe

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