Cannabis legal: Das verändert sich für Dresdens Kiffer
Dresden - Jetzt ist Cannabis legal. Doch was bedeutet das für die Konsumenten? Dresdner Kiffer berichten.
Es ist das wohl umstrittenste Gesetzesvorhaben der Ampel-Koalition. Nun ist es amtlich: Seit Montag ist der Konsum und Anbau von Cannabis für jeden Erwachsenen hierzulande gestattet.
Was verändert sich jetzt für Kiffer, Patienten und Geschäftsleute? TAG24 hat nachgefragt.
Der Aktivist
Marcel Ritschel (39) bezeichnet sich selbst als Cannabis-Aktivist und setzt sich seit Jahren leidenschaftlich für die Entkriminalisierung von Cannabis-Konsum ein. "Alle Kiffer können jetzt endlich sanktions- und straffrei ihr Dope beziehen", freut er sich.
Ritschel sagt: "Jedes Gramm, was übern Social Club geht, ist ein Gramm weniger fürn Schwarzmarkt." Für ihn ist die neue Regelung allerdings nur ein erster Schritt. Ritschel hofft, dass man eines Tages "ganz normal sein Gras im Spätshop kaufen kann". Mit Blick auf den Jugendschutz sagt er: "Zigaretten gibt's ja auch erst ab 18!"
Doch sein Kampf ist noch lange nicht vorbei. Der Aktivist fordert: "Wir wollen sauberes Gras, das nicht mit Blei und Futtersand verseucht oder gar gentechnisch verändert ist." Das könne ihm zufolge nur sichergestellt sein, wenn Gras legal ist und auch bleibt.
Der Schmerzpatient
Für Stefan Kiehle aus Pirna ändert sich nichts. Der 32-Jährige leidet nach einer schlimmen Erkrankung und einem schweren Sturz unter chronischen Schmerzen, bekommt deswegen seit mehr als einem Jahr Cannabis verschrieben.
"Ich habe fast jede Therapie ausprobiert, bis hin zum Methadon", schildert der Schmerzpatient. Nichts habe geholfen. "Jetzt bekomme ich Cannabis-Kapseln verschrieben." Endlich geht es ihm besser.
Dabei habe er vor seiner Therapie nichts mit Gras am Hut gehabt, berichtet der Mittdreißiger. "Als Jugendlicher habe ich es mal ausprobiert. Das war aber nichts für mich."
Trotzdem begrüßt er die Legalisierung ausdrücklich. "Für viele Schmerzpatienten wird es nun einfacher", sagt Kiehle und stellt fest: "Viele Betroffene haben Angst, ihren Arzt mit Cannabis zu konfrontieren. Denn es gilt noch als verschrien."
Die Gesetzesänderung sei deswegen ein "sehr, sehr positiver Anfang".
Der Ladeninhaber
Max Schön ist der Inhaber von Growheads in Dresden-Pieschen, dem "einzigen Fachgeschäft für Cannabisanbau in der Region", wie er sagt.
Der 29-Jährige sieht sich als Profiteur der Legalisierung - sein Geschäft wird dieser Tage gut besucht. "Immer mehr Menschen, die sich für den Anbau interessieren, kommen zu uns, um sich über die Möglichkeiten zu informieren", berichtet er. Schön hat über 8000 Produkte im Sortiment.
In letzter Zeit besonders nachgefragt: "Kleine Lampen, kleine Lüfter und kleine Zelte. Die Leute dürfen ja maximal 50 Gramm pro Monat ernten", sagt er. "Viele kaufen deswegen genau drei Pflanztöpfe."
Samen oder gar Stecklinge darf Schön allerdings (noch) nicht verkaufen. "Die sind für Privatpersonen bislang nur im Ausland erhältlich", erklärt er. Rechtslage: unklar.
Titelfoto: Montage: 123rf/cendeced, Ove Landgraf