Bühnen frei für die Dresdner Musikfestspiele: Hinterm Horizont geht’s weiter
Dresden - "Horizonte" eröffnen wollen, dem Festival-Motto folgend, die 47. Dresdner Musikfestspiele, die am Freitag mit einem fulminanten Konzert des Royal Concertgebouw Orchestra unter seinem designierten Chefdirigenten Klaus Mäkelä (28) im Kulturpalast begannen. Überaus glanzvoll war schon der Auftakt am Donnerstag an gleicher Stätte.
"The Wagner Cycles" ist das größte Projekt in der Geschichte des Festivals. Es beinhaltet die historisch informierte Neuerarbeitung und konzertante Aufführung des "Ring des Nibelungen" in seinen vier Teilen - "drei Tage und einen Vorabend".
Ein künstlerisch-wissenschaftliches Projekt in Zusammenarbeit von Dresdner Musikfestspielen und Concerto Köln, geleitet vom Dirigenten Kent Nagano (72) und vom Intendanten Jan Vogler (60), das auf Studien eines integrierten Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grundiert, die unter verschiedenen Aspekten jene Bedingungen herausarbeiten, unter denen zu Wagners Zeiten musiziert wurde.
Angebunden ist das Projekt samt Rahmenprogramm an die in Dresden neu gegründete Richard-Wagner-Akademie.
Nach "Das Rheingold", dem Vorabend im "Ring", vergangenes Jahr folgte am Donnerstag, dem Vorabend der Musikfestspiele, "Die Walküre".
Ganz andere Töne produzieren Lehmanns Brothers
Es gelang eine ungewöhnlich intensive Aufführung, die das Publikum im nahezu ausgebuchten Kulti über die lange Dauer von etwa vier Stunden Nettospielzeit (ohne Pausen) bannte. Herausragend Sarah Wegener als Sieglinde und Åsa Jäger als Brünnhilde. Gefeiert wurde mit Ovationen im Stehen.
Standing Ovations am Eröffnungstag auch für die Truppe des Concertgebouw aus Amsterdam und ihren künftigen Chefdirigenten, den gerade 28-jährigen Shooting-Star der Zunft Klaus Mäkelä aus Finnland.
Mit Anton Bruckners fünfter Sinfonie schrieb man sich durch eine so packende, teils atemberaubende Interpretation ins Festival-Tagebuch ein, dass umso mehr zu hoffen ist, Mäkelä bald auch am Pult eines der Dresdner Orchester zu erleben.
Ganz andere, gleichwohl mitreißende, treibende Töne produzierten Lehmanns Brothers, eine Jazz-Rock-Funk-Band aus Frankreich, am Samstag in der Reithalle.
So gaben diese ersten Festspieltage schon ein Abbild jener Horizonte, die die Musikfestspiele mit insgesamt 60 Konzerten bis 9. Juni lustvoll auszukundschaften versprechen.
Titelfoto: Stephan Floss