Auch das Staatsschauspiel ist zum Einsparen verdonnert: Theater trotz knapper Kassen

Dresden - Fehlt Geld in den öffentlichen Haushalten, geht das in der Regel zulasten aller Bereiche der Gesellschaft, ebenfalls der Kultur. Auch Sachsens Staatstheater werden zur Kasse gebeten, was beim Staatsschauspiel wahrscheinlich einen schmerzhaften Verlust nach sich zieht.

Intendant Joachim Klement (v.l.), Bürgerbühnen-Chefin Christiane Lehmann, "Fast Forward"-Leiterin Charlotte Orti von Havranek, Chefdramaturg Jörg Bochow und Hausregisseurin Daniela Löffner am Donnerstag im Schauspielhaus.  © Sebastian Hoppe

Es betrifft das Festival für junge Regie "Fast Forward", von Intendant Joachim Klement 2011 noch in seiner Braunschweiger Zeit gegründet und mit Amtsantritt in Dresden 2017 importiert.

"Das Festival wird dieses Jahr möglicherweise zum letzten Mal stattfinden, weil die finanziellen Bedingungen erzwingen, dass es beendet wird", so Klement am Donnerstag anlässlich der Vorstellung der nächsten Spielzeit.

Zuvor hatte Wolfgang Rothe, Kaufmännischer Geschäftsführer der Staatstheater, Zahlen genannt. 7,3 Millionen Euro müssen Staatsoper und Staatsschauspiel im Doppelhaushalt 2025/2026 einsparen, davon 3,1 Millionen als Direkteinsparungen.

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Mehr als 600.000 Euro gehen dem Staatsschauspiel allein 2025 ab. Das bedeutet unter anderem den Verzicht auf eine Neuproduktion. Auch beim "Montagscafé" für Geflüchtete im Kleinen Haus werde die Finanzierung knapp, sagt der Intendant, doch wolle man das Angebot erhalten.

20 Premieren sind es dennoch, welche die kommende Spielzeit ausweist, davon 8 Uraufführungen.

Inszeniert werden unter anderem Schillers "Maria Stuart" (von der Bürgerbühne), die Romanbearbeitungen "Mephisto" nach Klaus Mann, "Homo Faber" nach Max Frisch, "Blutbuch" nach Kim de l'Horizon, "Ronja Räubertochter" nach Astrid Lindgren, "Candide oder der Optimismus" nach Voltaire und "Der talentierte Mr. Ripley" nach Patricia Highsmith.

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Staatsschauspiel muss "Fast Forward"-Festival wohl streichen

Das Dresdner Staatsschauspiel am Postplatz ist von Einsparungen betroffen.  © Thomas Türpe

Moderne Klassiker wie "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams oder "Nora" von Henrik Ibsen sind zu nennen, auch "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit" von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais als Sommertheaterstück im Innenhof des Japanischen Palais.

Eine Produktion "Die Kunst des Erinnerns im Jahrhundert der Einsamkeit" ist in Planung, eine Koproduktion mit dem Teatro Arriga Bilbao unter Verwendung von Texten etwa des spanischen Autors Bernardo Atxaga in Regie von Sebastian Hartmann.

An diesem Punkt muss wieder von Geld die Rede sein. Ob die Koproduktion finanzierbar sein wird, sei noch nicht sicher, sagt der Intendant: "Wenn nicht, machen wir es in Dresden allein."

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Die Einschnitte ob der knappen Kassen sind spürbar, am schmerzlichsten bezüglich des Festivals "Fast Forward." "Das Festival ist ein Teilchenbeschleuniger für junges europäisches Theater", sagt dessen Künstlerische Leiterin Charlotte Orti von Havranek. Der gesellschaftliche Raum werde beschnitten, meint sie und befürchtet, dass ein Paradigmenwechsel fort von der öffentlich finanzierten Kultur der Gesellschaft den Weg "in den Orkus" weise.

Ob nicht der Verzicht auf mehrere Neuproduktionen Geld frei machen würde für die Fortsetzung von "Fast Forward", fragen wir. Intendant Klement winkt ab. Die Vorgaben vom Freistaat, die das Theater zu erfüllen habe, unter anderem beim Einnahmesoll, ließen das nicht zu.

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