Dresden - Strafverteidiger Endrik Wilhelm (62) war an vielen spektakulären Gerichtsprozessen beteiligt - natürlich immer in hochseriöser schwarzer Anwaltsrobe. Doch nun zeigt er sich von ganz anderer Seite.

Wilhelm posiert online und auf Plakaten für das neue Stück der Bürgerbühne "Justitia" lässig in Unterhosen, mit Perücke und offenem Talar am Bügelbrett.

"Meine größte Angst war, dass das meinen Kindern peinlich ist", verrät der Rechtsanwalt. Dabei stand Wilhelm schon vor ganz anderen Herausforderungen: Er verteidigte Flutgeldkoordinator Rainer Sehm (†2017) und Ex-OB Ingolf Roßberg (63), ebenso den sogenannten Gimmlitztal-Kannibalen Detlev G. "Aber zum Glück finden es meine Kinder cool, und ich habe nur positive Reaktionen auf das Motiv bekommen."

Der Anwalt macht nicht nur für "Justitia" Werbung - sondern spielt auch mit. "Es ist das erste Mal, dass ich Theater spiele."

Auf der Bürgerbühne stehen mit mir Kollegen, die ich seit 30 Jahren kenne.

"Die Theaterarbeit ist echt anstrengend, derzeit proben wir jeden Tag. Aber es öffnet auch den Horizont - wir leben schließlich alle in unserem Mikrokosmos", sagt Wilhelm.

Schauspieler und Freund Ahmad Mesgarha (61) hatte ihn auf den Such-Aufruf der Bürgerbühne aufmerksam gemacht. "Er fragte mich, ob das nicht was für mich wäre - und ich hab's ausprobiert", so Wilhelm.

Jeder seiner Mitspieler hat Erfahrung mit der Justiz - vom Richter bis zur angehenden Anwältin oder einer jungen Frau, die mit Anfang 20 ihren Ausbildungsbetrieb verklagt hat.

Die Uraufführung von "Justitia" am 19. Oktober ist bereits ausverkauft, es folgen weitere Vorstellungen am 26. Oktober, 26./29. November im Kleinen Haus.