Achtung, zerbrechlich! Neuer Chef der Alten Meister kümmert sich um alte Vasen

Dresden - Vom womöglich profanen Alltagsgegenstand hin zum kostbaren Kunstwerk braucht es mitunter rund 2500 Jahre: In etwa so alt sind die prächtigen antiken Vasen, die in der Sonderausstellung "Das Wunderbare in der Kunst und Art der Alten" im Semperbau zu sehen sind. Mit dieser kleinen, aber erlesenen Schau stellt sich Holger Jacob-Friesen (57) vor, seit dem 1. März neuer Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800.

Holger Jacob-Friesen (57) ist neuer Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800.
Holger Jacob-Friesen (57) ist neuer Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800.  © Petra Hornig

Jacob-Friesen folgt auf Stephan Koja (61), der Dresden vergangenes Jahr Richtung Wien verließ, um die Leitung der dortigen Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein zu übernehmen. Der in Köln geborene Kunsthistoriker Jacob-Friesen, Spezialist für die Epoche der Aufklärung sowie Experte für deutsche, niederländische, französische und italienische Malerei des 14. bis 18. Jahrhunderts, war zuvor seit 2011 Leiter der Abteilung Sammlung und Wissenschaft an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

"Zwei Monate sind rum", sagt "der Neue", und die "freudige Erregung hat nicht nachgelassen, sondern steigert sich".

Er steige immer tiefer in die "wunderbare Sammlung" ein und habe sich zuletzt stark mit der Antike beschäftigt, bisher nicht sein Schwerpunkt. Dennoch faszinierend: "Es ist eine Tiefenbohrung 2500 Jahre in die Geschichte."

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Deutlich werde an den gezeigten Exponaten vor allem ihre ästhetische Qualität: "Es sind nicht nur Alltagsgegenstände, auch wenn sie einst Wein, Salben und ähnliches transportierten", sagt Jacob-Friesen über die Vasen.

"Es sind Kunstwerke in ihrer Form, sie haben Fuß, Bauch, Schultern, Lippen. Körperliche Attribute also wie Statuen."

Ausstellungskuratorin: "Wichtig ist das genaue Hinschauen und Staunen"

Nicht bloß alte Tontöpfe, sondern Meisterwerke: Ausstellungskuratorin Saskia Wetzig erläutert die Herstellung der Gefäße.
Nicht bloß alte Tontöpfe, sondern Meisterwerke: Ausstellungskuratorin Saskia Wetzig erläutert die Herstellung der Gefäße.  © Petra Hornig

Zudem seien sie bemalt und somit auch Gemälde. Für den Leiter von Gemälde- und Skulpturensammlung ist diese Kabinettsausstellung, die beides vereint, der ideale Einstand.

Die mit mythischen Darstellungen, Fabelwesen, Blumen oder Ornamenten verzierten Vasen wurden zumeist aus italienischen Böden geborgen, waren überwiegend griechische Exportprodukte. Vor 300 Jahren begann August der Starke bemalte Feinkeramik zu sammeln, etwa 2000 Gefäße lagern im Depot, 80 zeigt die Sonderschau.

Jacob-Friesen betont ihre Aktualität: "Sie sind trotz ihres Alters unmittelbar ansprechend, der rot-schwarz-Kontrast des Dekors hat etwas sehr Modernes." Eine Stilentwicklung wolle die Schau aber nicht nachzeichnen, jedes Stück sei in seiner Individualität zu entdecken.

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Darauf legt auch Ausstellungskuratorin Saskia Wetzig Wert. Sie sagt ebenfalls: "Es geht hier nicht um alte Tontöpfe, sondern um antike Meisterwerke."

Werke eines Bestandes, der seit 20 Jahren intensiv erforscht wurde, um Herstellungsprozesse und Künstlerzuordnungen zu eruieren. Wetzig: "Wichtig ist das genaue Hinschauen und Staunen."

Das etwa ermöglichen zwei Vitrinen mit drei Vasen, von der die jeweils mittlere auf einer Drehscheibe platziert ist: "Die Besucher sollen davor stehenbleiben", so die Kuratorin, die auf Audioguides verweist: Drei thematisch verschiedene Führungen werden angeboten, darunter eine für Kinder mit dem Titel "Achtung, zerbrechlich!".

Neue Ausstellung ist bis Mitte November zu sehen

Mehr als 2500 Jahre alt und immer noch modern: antike Vasen in der Sonderausstellung "Das Wunderbare in der Kunst und Art der Alten".
Mehr als 2500 Jahre alt und immer noch modern: antike Vasen in der Sonderausstellung "Das Wunderbare in der Kunst und Art der Alten".  © Petra Hornig

Die Anziehungskraft antiker, bemalter Vasen wusste schon Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) zu schätzen, Begründer der klassischen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft. Für ihn waren diese Gefäße, die er mit Zeichnungen Raphaels verglich, das "Wunderbare in der Kunst und Art der Alten", was der Ausstellung ihren Titel gab.

Sie läuft bis 17. November.

Titelfoto: Montage: Petra Hornig (2)

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