80 Jahre nach Kriegsende: Dresdner Friedenspreis geht an ...
Dresden - Zum ersten Mal wird am 16. Februar der "Friedenspreis Dresden" nicht an eine Persönlichkeit, sondern an eine Institution vergeben. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wird in der Semperoper mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis geehrt.
Das Kuratorium war sich einig, dass eine Einzelperson dem bedeutungsschweren Jahr 2025 nicht gerecht werden kann.
"80 Jahre nach Kriegsende, 80 Jahre nach der Befreiung der Menschen aus dem Konzentrationslager Auschwitz, 80 Jahre nach der Bombardierung von Dresden haben wir uns für eine Institution entschieden, vor der jeder Schutzbedürftige seine Rechte einklagen kann", begründet Kuratoriums-Vizepräsidentin Ursula Staudinger (65).
"Der Preis soll dazu beitragen, dass Dresden als Gegengewicht zur Bedrohung von Demokratie und Frieden wahrgenommen wird."
Stellvertretend für den Gerichtshof wird dessen Präsident Marko Bosnjak (50) den Preis entgegennehmen.
Der heute von der Klaus Tschira Stiftung unterstützte Friedenspreis wurde 2010 vom deutsch-amerikanischen Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel (†2018) ins Leben gerufen.
Er erlebte im Februar 1945 als Kind mit seiner Familie nur wenige Kilometer von Dresden entfernt die Bombardierung der Stadt und den Feuersturm.
Mit dem Preis wollte Blobel seiner im Krieg getöteten Schwester ein Andenken setzen. Die Skulptur des Preises stammt von Künstlerin Konstanze Feindt-Eißner (58). Es ist eine Nachempfindung der Allegorie "Ernst" des Mozartbrunnens im Blüherpark, die bei der Bombardierung beschädigt wurde.
Karten (10 Euro) für die Friedenspreis-Gala am 16. Februar mit der Jazzband Masaa und dem "Ensemble Mediterrain" gibt's unter: semperoper.de
Von Gorbatschow bis Nawalny: Wer die Ehrung schon erhielt
Mit dem ersten Friedenspreis wurde 2010 "Perestroika"-Politiker Michail Gorbatschow (†2022) ausgezeichnet.
Ihm folgten alljährlich Persönlichkeiten, die sich für Frieden verdient gemacht haben: Dirigent Daniel Barenboim (82), Kriegsfotograf James Nachtwey (76), Oberstleutnant Stanislaw Petrow (†2017), der 1983 einen nuklearen Raketen-Angriff auf die UdSSR als Fehlalarm erkannte.
Geehrt wurden ebenso der Herzog von Kent (89), Whistleblower Daniel Ellsberg (†2023), der Bürgermeister des Flüchtlingsdorfes Riace, Domenico Lucano (66), Olympiasieger Tommie Smith (80), das "Napalm-Mädchen" Kim Phuc Phan Thi (60), Bildungsaktivistin Muzoon Almellehan (25), Ärztin Cristina Marín Campos (35), Klimaanwalt Roger Cox (56) und Architekt Daniel Libeskind (78).
Den Reigen beschloss der posthum geehrte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (†2024).
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