Dresden - Die Puhdys? Auseinandergegangen. City? Aufgelöst. Karat? Noch da - und wie! Mit einem neuen Album feiert die legendäre Band aus Berlin 50-jähriges Jubiläum und geht auf große Deutschland-Tournee. Wir trafen uns mit Frontmann Claudius Dreilich (54) zum Plausch am Telefon.
Puhdys, City, Karat und Silly, das war die verehrungswürdige Vierfaltigkeit des DDR-Rocks, der man nach Wende und Wiedervereinigung das Label "Ostrock" überstülpte. Silly und Karat sind übriggeblieben.
Obwohl Karat sich längst Publikum im ganzen Land erobert haben, sieht Claudius Dreilich die Marke "Ostrock" nicht als abschätzig oder gar Makel. "Für uns ist das eher ein Gütesiegel", sagte er. "Der Begriff steht für eine Zeit, in der Bands aus der DDR mit sehr besonderen Texten eine Ära geprägt haben." Musik, die auch im Westen zündete. Zwei Goldene Schallplatten - für "Der blaue Planet" und "Albatros" - räumten Karat damals in der Bundesrepublik ab.
Für die jungen Leute heute ist das Schnee von gestern. "Für sie haben Unterscheidungen nach Ost und West keine Bedeutung mehr", so Dreilich, der sich über eine zunehmende Verjüngung des Publikums bei Karat-Konzerten freut. "Das Interesse an unserer Musik in der jungen Generation nimmt zu", stellt er fest.
Woran das liegen könnte? Vielleicht auch daran, dass es nach alter Tradition handgemachte Musik sei, vermutet er. Computer- oder KI-generierter Sound komme für Karat nicht infrage.
Seit Freitag gibt es das neue Album
Zwölf neue Songs hat das neue Album, das seit vergangenem Freitag auf dem Markt ist, Titel: "Hohe Himmel". Drei Lieder seien aus eigener, Dreilichs, Feder, der Löwenanteil stamme von Keyboarder Martin Becker (63). "Als wir fertig waren, fiel uns auf, dass es beinah doch ein Konzeptalbum geworden ist", sagt der Sänger. Ein gezieltes Vorgehen sei das nicht gewesen, am Ende wiesen die Lieder aber auffällig verbindende Elemente auf: "Es geht auf dem Album um Menschen - ihre Stärken, ihre Schwächen."
Karat, gegründet 1975, wurden berühmt mit Songs wie "Über sieben Brücken musst du gehn", "Schwanenkönig" oder "Albatros". Freilich war die Band in ihrer Zusammensetzung damals eine andere. Aus der Gründungsformation ist keiner mehr dabei. Am längsten der Band zugehörig ist Gitarrist Bernd Römer (72), der 1976 eingestiegen ist. "Die Band hat viele personelle Veränderungen erlebt", sagt Claudius Dreilich, der als Sohn des Gründungsmitglieds und vormaligen Sängers Herbert Dreilich (1942-2004) den Vater als Frontmann beerbte: "Jeder, der mal dabei war, hat zur Entwicklung der Gruppe beigetragen. Dabei ging es immer zuvorderst um die Musik, nicht um die Personen."
Die alten Songs seien das Fundament von Karat, so Dreilich. In keinem Konzert dürften sie fehlen, wobei sie ihre musikalische Gestalt stets beibehielten. Dreilich: "Unsere Vorfahren in der Band haben sich bei jeder Note einen Kopf gemacht, wie sie klingen soll. Warum sollten wir da etwas verändern? Wir spielen die Originalarrangements, auch damit die Songs für unser Publikum erkennbar bleiben."
Karat geht auf Tournee
Die Tournee "Karat 50" beginnt am 28. Februar in Osnabrück. Tourdaten in Sachsen gibt es dieses Jahr allerhand:
22.3. Döbeln (WelWel Sport & Freizeitforum), 11.4. Altenburg (Goldener Pflug), 9.5. Böhlen (Kulturhaus), 6.6. Chemnitz (Schloss Klaffenbach Open Air), 20.6. Görlitz (Landskron Braumanufaktur Open Air), 21.6. Dresden (Junge Garde), 29.8. Kamenz (Hutbergbühne), 30.8. Plauen (Parktheater), 7.11. Leipzig (Arena), 12.12. Chemnitz (Stadthalle), 13.12. Zwickau (Stadthalle).