100 Jahre O.F. Weidling: So schäbig "ehrt" Dresden den legendären Sohn der Stadt
Dresden - Er war der wohl frechste und aufmüpfigste Moderator der DDR-Unterhaltung: O.F. Weidling (†1985). Er riss im Berliner Friedrichstadtpalast Witze übers Politbüro und die Sowjetunion - bis er 1984 mit einem Berufsverbot abgestraft wurde. Der Conferencier wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.
Doch das Andenken an den vom Publikum liebevoll "O.F." genannten Dresdner gestaltet sich recht emotionslos.
"Zwar wurde eine Straße nach meinem Vater benannt. Aber sie ist noch immer nur provisorisch beschildert", bedauert sein Sohn, der Autor Carsten J.W. Weidling (57). Im Neubaugebiet Albertstadt erhielt 2022 an der Marienallee eine Straße den Namen "O-F-Weidling-Straße".
Die Beschilderung allerdings ist bis heute behelfsmäßig. Zwei Interims-Blechschilder sind an ein mobiles Konstrukt geschraubt, wie man es von Behelfsampeln kennt. Ein drittes Schild wurde an ein Geländer gedrahtet.
"Da die Straße ja irgendwann auch mal offiziell eingeweiht werden sollte, könnte man das mit dem 100. Geburtstag meines Vaters am 2. August verbinden. Wir hoffen auf ein großes städtisches Brimborium", so Weidling, der zwischen Dresden und seiner Wahlheimat Argentinien pendelt.
In Dresden zu Hause ist seine Mutter und Weidlings zweite Ehefrau Ingrid.
Dresden dämpft Erwartungshaltung der Familie Weidling
Die Stadt dämpft die Erwartungshaltung der Weidlings. "Seitens des Amtes für Kultur und Denkmalschutz sind keine Veranstaltungen geplant", so Rathaus-Sprecher Alexander Buchmann (36).
"Die Beschilderung ist in einem städtebaulichen Vertrag mit dem Vorhabenträger geregelt, der auch für die Umsetzung verantwortlich ist."
Wann richtige Straßenschilder angebracht werden, konnte das Rathaus nicht klären.
Titelfoto: Petra Hornig, dpa/Klaus Winkler