Die beliebteste US-Amerikanerin der DDR: Angela Davis bekommt Ausstellung in Dresden
Dresden - In den USA war Angela Davis (76) ein Gesicht der Black-Power-Bewegung, in der DDR wurde die Aktivistin wie ein Popstar gefeiert. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmen dem Leben und Wirken der Polit-Ikone jetzt im Lispiusbau die Ausstellung "1 Million Rosen für Angela Davis".
Es ist mehr als nur eine Hommage an die US-Kommunistin.
Hunderttausende DDR-Bürger schickten der wegen Terrorismus-Verdachts inhaftierten Bürgerrechtlerin im Zuge der FDJ-Kampagne "Eine Million Rosen für Angela Davis" Blumengrüße und Solidaritätsbekundungen ins Gefängnis.
Nach ihrer Freilassung wurde Davis 1972 jubelnd in Ost-Berlin empfangen und von der SED zur "Heldin des anderen Amerikas" stilisiert, zur Pop-Ikone der Revolution.
"Es ist ein großes, ein emotionales Thema", sagt SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann. Die Schau knüpfe an "Geschichten von hier an". In diesem Teil Deutschlands wisse jeder ab 50 sofort, wer Angela Davis ist.
Ackermann: "Sie ist sowohl eine historische als auch eine zeitgenössische Figur. Als intellektuelle, politische Professorin ist sie ja noch immer aktiv." In Form einer Gruppenausstellung sollen die vielfachen Aspekte in ihrer Haltung und Arbeit zum Vorschein kommen. Albertinum-Direktorin Hilke Wagner ergänzt: "Es ist eine zeitgenössische Ausstellung, keine reine Hommage."
Entsprechend legt auch Kuratorin Kathleen Reinhardt Wert darauf, dass die von ihr konzipierte Ausstellung nicht nostalgisch sei: "Wir haben versucht, verschiedene Diskurse zusammenzubringen."
Angela Davis' Ausstellung spiegelt aktuelle Themen wider
So stehen einer Sammlung dokumentarischer Archiv-Materialien - Postkarten, Briefe, Fotos, Zeitungsartikel und Magazin-Cover - 52 Kunstwerke gegenüber.
Viele Zeichnungen oder Gemälde, unter anderem von Willi Sitte, stammen aus DDR-Zeiten, andere Arbeiten sind für diese Schau entstandene Werke der Gegenwartskunst.
Darunter Blumenskulpturen, Filme, bestickte Wandflaggen oder die großformatige Videoinstallation "Angela".
Reinhardt nennt die Schau einen "experimentellen Raum der Begegnung von Vergangenheit und Gegenwart", der den Bogen vom sozialistischen Internationalismus der DDR zur heutigen, weltweiten Black-Lives-Matter-Bewegung spannt.
Die Kuratorin: "Es geht um Zeugnisse von Angela Davis' Wirkmächtigkeit, die sich in Kunst und Kultur niedergeschlagen hat."
Wie aktuell ihre Themen von Rassismus bis Genderpolitik noch immer sind, zeigt diese Schau eindringlich. Zu sehen ist sie bis 24. Januar.
Titelfoto: Norbert Neumann