Keine Wegwerf-Ware: Ex-Dynamo Volker Oppitz macht jetzt Windeln!
Dresden - Die meisten Menschen, die auf Einweg-Artikel schwören, wissen es einfach nicht besser. Stephanie Oppitz (44) hat minutiös geforscht, sich selbst das Nähen auf der guten alten "Veritas" beigebracht und ein Geschäft eröffnet, das Nachhaltigkeit regelrecht ausbuchstabiert. Gemeinsam mit Ehemann und Ex-Dynamo-Profi Volker (45) betreibt sie die "Windelmanufaktur" (20 Mitarbeiter) in Dresden-Pieschen.
Hier wird von der Produkt-Innovation über Fertigung und Verkauf bis zum Versand bewusst auf Gewinnmaximierung verzichtet und stattdessen Klimaneutralität behauptet.
Stephanie Oppitz hat innerhalb von fünf Jahren drei Kinder zur Welt gebracht und an der Wochenbettkante ihre Doktorarbeit geschrieben. Aber irgendwann wurde es auch ihr zu bunt: "Es kann doch nicht angehen, dass man bis zu zehn Windeln pro Kind und Tag in die Tonne wirft!"
Sie fragte ihre Mama, wie es früher war (ja, im Sozialismus). Aus den damaligen Erfahrungen und Fehlern und dem jetzigen Stand der Technik und deren Unsinn entwickelte die findige Tüftlerin ihre Mehrzweckwindel.
Das Resultat nach elf Jahren Geschäftsführung: Die wohl schlechteste Kundin verwendet noch für ihr drittes Kind dieselbe Windel wie zur Ladeneröffnung - einfach großartig! Meint übrigens auch Mama Oppitz, die nun in Töchterchens Firma angestellt ist.
Alle Rohstoffe, die in der "Windelmanufaktur" zur Herstellung verwendet werden, sind zertifiziert. Bei der Produktion bleibe "kein Rest übrig, der größer ist als eine Kinderhand", behauptet Stephanie Oppitz stolz.
Selbst kaputte Windel sollen so lange wie möglich weiter verwendet werden
Wer online bestellt, erhält die vor Ort handgefertigte Ware in einem ausgedienten Karton von befreundeten Geschäften. Es gibt keine Folie um die Ware, sogar die Klebestreifen am Versandpaket sind klimaneutral.
Hunderte Päckchen gehen monatlich auf Reise in alle Welt.
Wessen Windel kaputtgeht (falsch gewaschen, mit Bügeleisen einen Knopf angezündelt, auf der Rutsche aufgerissen), erhält telefonisch oder durch minutiös produzierte Videos auf der Seite Hilfe. Schwere Fälle werden vor Ort repariert. Wie also können wir die Welt verbessern, Frau Oppitz?
"Indem man bei seinem Kind anfängt. Meine Windeln sind hautverträglicher, letztlich günstiger und auf jeden Fall weniger Müll", behauptet die heimatverbundene Powerfrau aus Pieschen.
Titelfoto: Thomas Türpe