Jüdisches Leben in Dresden: Alter Leipziger Bahnhof soll Holocaust-Erinnerungsort werden
Dresden - In der Dresdner Geschichte spielten und spielen die jüdischen Einwohner eine große Rolle. Deren Leben und Wirken soll künftig sichtbarer werden. Deshalb hat der Stadtrat 2021 die Schaffung eines "angemessenen Erinnerungsorts zum Gedenken an die Schoah" (Holocaust) am Alten Leipziger Bahnhof sowie die Unterstützung für ein Jüdisches Museum in Dresden beschlossen. Dafür legt das Rathaus nun Pläne vor.
"Jüdisches Leben bereichert Dresden seit Langem. Mir ist es wichtig, die jüdische Gemeinschaft stärker ins Bewusstsein unserer Stadtgesellschaft zu rücken", sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51, FDP).
Dafür wurde in den vergangenen Monaten mit Vertretern der jüdischen Gemeinden und relevanter Kultur- und Bildungsorganisationen gesprochen. Nun muss der Stadtrat entscheiden, wie es mit den Ergebnissen weitergeht.
Für das Museum hat die Stadtverwaltung vier mögliche Standorte ausgemacht. Der Favorit wäre die Erweiterung des Stadtmuseums im Landhaus. Dafür könnte auf der Fläche, wo sich jetzt die Feuertreppe befindet, ein Anbau entstehen.
Als weitere Standorte kommen ein Areal an der Ecke Sachsenplatz/Käthe-Kollwitz-Ufer, eine Fläche gegenüber der Polizei an der Schießgasse sowie das Königsufer infrage. Eine Kostenschätzung gibt es für keine Variante.
Wo soll das Jüdische Museum in Dresden entstehen? Vier Standorte im Fokus
Orte des Erinnerns sollen mit kultureller jüdischer Praxis verbunden werden
Am Alten Leipziger Bahnhof, von dem aus viele Dresdner Juden in den Tod fuhren, soll ein Vermittlungs- und Begegnungszentrum entstehen. Dort erinnert seit letztem Juni eine Kunstinstallation an das Geschehene.
Der Betrieb des Zentrums würde jährlich zwischen 630.000 und gut einer Million Euro kosten, schätzt das Rathaus. Hinzu kommen Baukosten an den Gebäuden zwischen neun und 15 Millionen Euro.
"Die aktuellen Vorschläge tragen den Bedürfnissen sowohl jüdischer als auch nicht-jüdischer Menschen in Dresden Rechnung, Orte des Erinnerns mit kultureller jüdischer Praxis zu verbinden", sagt der Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz, David Klein (45).
Titelfoto: Petra Hornig