Jobcenter lehnt Projekt-Verlängerung ab: Dresdner Tafelgarten vor dem Aus

Dresden - Man erntet, was man gesät hat - für zwölf Langzeitarbeitslose in Dresden ist das leider keine Binsenweisheit.

Die Langzeitarbeitslosen Uwe (44) und Manfred (63) kümmern sich um Mais und Kohlrabi.
Die Langzeitarbeitslosen Uwe (44) und Manfred (63) kümmern sich um Mais und Kohlrabi.  © Eric Münch

Sie bangen gemeinsam mit dem Trägerverein "Jugend Arbeit Bildung" (JAB) um die Ernte ihrer monatelangen Arbeit im 3300 Quadratmeter großen Gemüse- und Obstgarten am Messering. Denn das Projekt "Tafelgärten" läuft am 30. September aus - obwohl dann noch Kartoffeln und Topinambur in der Erde stecken, Bohnen und Kürbisse reifen.

"Eine Verlängerung des Projektes um einen Monat, in dem der Garten abgeerntet werden könnte, hat das Jobcenter aufgrund fehlender finanzieller Mittel abgelehnt", klagt JAB-Geschäftsführerin Solveig Buder (51). "Ob wir 2023 den Garten wieder von April bis September bewirtschaften können, ist auch unklar."

Dabei versorgt der städtische Pachtgarten pro Saison die Dresdner Tafel mit rund 400 Kisten Obst und Gemüse. Keine Kleinigkeit angesichts sinkender Spenden aus Supermärkten.

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"Wir erhalten wöchentlich die frische Ernte aus dem Tafelgarten. Bei einem täglichen Finanzierungsbedarf von 2000 Euro sind wir über jede Spende und jeden Euro froh", so Tafel-Vorstand Alrik Schumann.

Der Tafelgarten wird von April bis September bewirtschaftet. Gäbe es mehr Förderung, könnten sogar bis zum ersten Frost Rosenkohl, Grünkohl, Spinat & Co. angebaut werden.
Der Tafelgarten wird von April bis September bewirtschaftet. Gäbe es mehr Förderung, könnten sogar bis zum ersten Frost Rosenkohl, Grünkohl, Spinat & Co. angebaut werden.  © Ove Landgraf
Die Zucchini-Ernte ist für den Langzeitarbeitslosen Dietmar (59) ein Erfolgserlebnis.
Die Zucchini-Ernte ist für den Langzeitarbeitslosen Dietmar (59) ein Erfolgserlebnis.  © Ove Landgraf

Problem der befristeten Förderung

Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (46, l.) lässt sich von Fachanleiterin Ute Krondorf (60) den Garten erklären.
Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (46, l.) lässt sich von Fachanleiterin Ute Krondorf (60) den Garten erklären.  © Ove Landgraf

Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (46, Linke) kennt das Problem der befristeten Förderung auf dem zweiten Arbeitsmarkt:

"Als Kommune haben wir keinen Einfluss auf das Jobcenter. Doch es wäre abstrus, die Früchte verrotten zu lassen." Ihr Vorschlag: Das Sozialamt wird für den Monat Oktober einspringen und die Kosten von rund 7000 Euro übernehmen.

"Generell aber brauchen wir eine nachhaltige, langfristige Förderung", so JAB-Chefin Buder. "Für alle unsere 22 Projekte. Auch, wenn wir nur vier Prozent der Langzeitarbeitslosen wieder zu einem Job verhelfen. Allen anderen bieten wir einen strukturierten Tag und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben."

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So wie Dietmar (59) - der Transportarbeiter ist seit 20 Jahren arbeitslos. "Die Arbeit im Tafelgarten macht mir unglaublich viel Freude. Ich hab nur mal einen Tag gefehlt."

Titelfoto: Montage: Eric Münch, Ove Landgraf

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