Jägerschnitzel, Rote Grütze und "Grüne Wiese": Luisenhof-Chef bringt die DDR auf den Tisch!

Dresden - Jägerschnitzel mit Spirelli und Tomatensoße, Falscher Hase (Hackbraten mit Ei) und Bohnen, Saure Eier mit Senfsoße - sie gehörten zu den Klassikern in DDR-Kantinen, Mensen und Schulspeisungen. Heute sind Gerichte wie diese nahezu von den Tellern in Lokalen und Restaurants verschwunden. Nicht so im Dresdner "Luisenhof". Wirt Carsten Rühle (53) tischt die Ossi-Gerichte wieder auf.

Schön knusprig muss es sein: Chefkoch Karsten Juhrig (52) brutzelt ein Jägerschnitzel in der Pfanne.
Schön knusprig muss es sein: Chefkoch Karsten Juhrig (52) brutzelt ein Jägerschnitzel in der Pfanne.  © Ove Landgraf

Ab sofort bis Ende Februar stehen Buchteln, kaltes Bratenbrot, Rostbrätl & Co. auf der Karte. "Für viele unserer Gäste ist das ein Stück Kindheit oder Jugend, für mich schließlich auch", schmunzelt Rühle, der im damaligen Interhotel Newa auf der Prager Straße gelernt hat. "Ich habe Grützwurst geliebt."

Chefkoch Karsten Juhrig (52) tropft der Zahn, denkt er an Nudeleintopf. Und sofort kommen Erinnerungen hoch: an die dreigeteilten Stapelteller aus Plaste, Alu-Besteck, an Apfelkompott und auch an ungeliebte Speisen.

"Flecke süßsauer kann ich bis heute nicht essen", verrät Juhrig. Gräupchen spalteten Brigaden in Nichtesser und Liebhaber, ganze Schülerschaften rümpften bei Weiße-Bohnen-Eintopf die Nasen.

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Diese Gefahr besteht im "Luisenhof" nicht. Selbstverständlich schmecken hier die frisch gekochten DDR-Gerichte besser als in damaligen Großküchen.

Wirt Carsten Rühle (53) lässt sich auf der "Luisenhof"-Terrasse einen Linseneintopf mit Blutwurst schmecken.
Wirt Carsten Rühle (53) lässt sich auf der "Luisenhof"-Terrasse einen Linseneintopf mit Blutwurst schmecken.  © Ove Landgraf
Die Postkarte erinnert an DDR-Zeiten, als der Luisenhof noch HO-Gaststätte war.
Die Postkarte erinnert an DDR-Zeiten, als der Luisenhof noch HO-Gaststätte war.  © Ove Landgraf

Was steht auf der "Ossikarte"?

Guten Appetit: Falscher Hase und Jägerschnitzel stehen auf dem Tisch.
Guten Appetit: Falscher Hase und Jägerschnitzel stehen auf dem Tisch.  © Ove Landgraf

Acht Speisen - vom Linseneintopf mit Blutwurst für 4.90 Euro bis zum gepökelten Eisbein mit Kartoffel-Erbsenpüree für 16,50 Euro - stehen auf der "Ossikarte".

Dazu gibts als Dessert Rote Grütze und Buchteln mit Vanillesoße, den Kult-Cocktail "Grüne Wiese" (6,50 Euro) und Pfeffi. "Aber die ersten Gäste haben schon Wünsche geäußert, wenn wir die Aktion im nächsten Jahr wiederholen", freut sich Rühle.

Es gäbe da auch noch Beefsteak, Bratwurst mit Kartoffelpüree und Sauerkraut, Milchreis, Weißkrauteintopf, Spinat mit Spiegelei...

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Übrigens, ein Blick in alte Luisenhof-Speisekarten verrät: Makkaroni mit Schinkenwürfeln und Reibekäse kosteten 1951 genau 3,30 Mark. Zwei verlorene Eier auf Spinat stehen 1953 mit 2,80 Mark in der Karte. Eine Kraftbrühe mit Einlage gab's 1970 für 60 Pfennig ...

Titelfoto: Ove Landgraf

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