In diesem Riesenofen wurde Dresdens Glanz gebrannt

Maxen - Das Kulturdorf Maxen hoch über dem Müglitztal bietet nicht nur stadtgestressten Dresdnern willkommene ländliche Abwechslung. Auch Touristen finden hier inmitten lieblicher Hügel Überraschendes: Eine Naturbühne, einen exotischen Pavillon, den Platz, an dem Märchendichter Hans Christian Andersen (1805-1875) eigenhändig einen Lärchenbaum pflanzte – und einen riesigen Ofen, ohne den es in Sachsens Residenzstadt so manches nicht gäbe!

Der Ofen wurde 1856 errichtet, verfiel später. Inzwischen ist er saniert und wieder zugänglich.
Der Ofen wurde 1856 errichtet, verfiel später. Inzwischen ist er saniert und wieder zugänglich.  © Thomas Türpe

Es muss der Vorort zur Hölle gewesen sein. Mitte des 19. Jahrhunderts qualmen mehr als ein Dutzend Mega-Öfen in und um Maxen, alle hoch wie ein Kirchendach. Drinnen die brüllende Hitze von mehr als 1000 Grad, draußen Staub vom gelöschten Kalk.

Heute gibt es hier nur noch zwei davon. Einer aus den 1830er-Jahren, der gerade saniert wird. Und einen bereits sanierten von 1856. Er soll Publikum bekommen, so der Wunsch des Heimatvereins, Sektion "Kalk und Marmor" beim Vorort-Termin. Eingeladen hat Andreas Rülke (60).

Der frühere Maxener Bürgermeister ist Vereinschef. Er deutet zuerst auf den Ofen, dann auf die Wiese. "Der Ofen fiel schon zusammen. Wir haben ihn zwischen 2004 und 2011 gerettet. Jetzt wollen wir, dass hier davor Familien picknicken und feiern." Als Schlechtwettervariante soll der Sockel des Ofens ausgebaut werden.

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Dort, wo einst jahrzehntelang Männer das Ungetüm befeuerten, um alsdann den gebrannten Kalk herauszuschaufeln.

Im Erdgeschoss erklärt eine liebevoll gestaltete Ausstellung alles zur Kalkbrennerei.
Im Erdgeschoss erklärt eine liebevoll gestaltete Ausstellung alles zur Kalkbrennerei.  © Thomas Türpe

Landeshauptstadt wurde teilweise aus Maxener Kalk gebaut

Fleißiger Helfer: Rolf Böhme (83) zeigt eine der zahlreichen Marmorvarianten aus Maxen.
Fleißiger Helfer: Rolf Böhme (83) zeigt eine der zahlreichen Marmorvarianten aus Maxen.  © Thomas Türpe

"Er landete als Baukalk in Dresden oder diente dort der Straßenbeleuchtung." Ein nicht unwesentlicher Teil der Stadt sei mit Maxener Kalk gebaut. Mehr noch: Aus dem benachbarten Steinbruch ließ im 18. Jahrhundert August der Starke (1670-1733) Marmor für sein Schloss kommen. Sohnemann August III. nutzte ihn für seine Hofkirche. Marmor, die superfeste Variante von Kalk.

Vereinsfreund Rolf Böhme (83) zeigt die verschiedenen Farben, die der Marmor aus Maxen haben kann. Rot, braun, gelblich und eben grün. August II. bevorzugte den grünen, gerade für seine Schatzkammer (1723-1730), die er mitentwarf und die die Welt heute als Grünes Gewölbe kennt. Seitdem das Historische Grüne Gewölbe 2006 wiedereröffnete, kann dieser Marmor dort wieder besichtigt werden.

All das haben die Maxener Heimatfreunde sauber und akkurat in eine Ausstellung im ehemaligen Ofen einfließen lassen. Nach Anmeldung gibt es fachkundige Führungen. Und wer möchte, kann sich zum Abschluss auf dem Ofenkopf einen Blick ins Osterzgebirge gönnen.

Genau dort, wo einst schuftende Arbeiter die bröselige Variante des Kalks einfüllten, laden heute Bänke zum Verweilen ein. heimatverein-maxen.de

Durch diese Löcher wurde der Ofen einst beschickt, erklärt Vereinschef Andreas Rülke (60). Drinnen herrschten dann über 1000 Grad!
Durch diese Löcher wurde der Ofen einst beschickt, erklärt Vereinschef Andreas Rülke (60). Drinnen herrschten dann über 1000 Grad!  © Thomas Türpe
Blick in den Ofen.
Blick in den Ofen.  © Thomas Türpe

Hier sind zahlreiche Hobbyforscher gefragt

Auch die AG "Siebenjähriger Krieg" sucht noch Mitstreiter. Gefeiert wird nicht der Krieg, sondern die Rettung von Soldaten damals!
Auch die AG "Siebenjähriger Krieg" sucht noch Mitstreiter. Gefeiert wird nicht der Krieg, sondern die Rettung von Soldaten damals!  © Marko Förster

Mitstreiter gesucht. Egal ob Theater, Schlachtengemälde oder Clara-Schumann-Museum - der Heimatverein Maxen sucht noch Mitstreiter.

Die jeweilige Arbeitsgemeinschaft kann frei gewählt werden. Aber auch die sektionsübergreifende Mitarbeit ist möglich.

Aktive müssen dabei nicht zwingend aus Dresden oder der Umgebung kommen.

Bei Auswärtigen gefragt ist zum Beispiel die AG "Heimatmuseum & Archiv", an der auch gern Studenten forschen. Und dann wäre da noch die "AG Siebenjähriger Krieg". Sie ist keineswegs ein Sammelpunkt für Militaria-Freunde.

Die AG geht der Schlacht bei Maxen nach; ein Ereignis, das mit der Kapitulation einer Seite endete:

Der Held, der nachgab, um das Leben seiner Soldaten zu schonen, war ein preußischer General.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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