Hunderte Dresdner treten aus der Kirche aus - und das Rathaus verdient daran
Dresden - Immer mehr Dresdner kehren ihrer Kirche den Rücken. So sind allein im vergangenen Jahr mehr als 2000 Gläubige aus der Kirche ausgetreten - mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor. Seit 2010 summiert sich die Zahl der Austritte damit auf knapp 17.500.
Was für die Kirche im mehrheitlich konfessionslosen Osten ein herber Verlust ist, ist für die Dresdner Stadtkasse ein Gewinn. In der klingelt es nämlich mit jedem Austritt.
Dieser muss beim Standesamt angezeigt werden, das dafür (wie für jede Verwaltungstätigkeit) eine Gebühr verlangt. Die Beurkundung des mündlichen Austritts kostet 25 Euro, eine Bescheinigung dafür 10 Euro. Der Schrieps über den schriftlichen Austritt 25 Euro, die Löschung der Religionszugehörigkeit aus dem Eheregister 10 Euro.
Im vergangenen Jahr nahm das Rathaus dadurch 51.700 Euro ein, kritisiert Linken-Stadtrat Christopher Colditz (29), der die seiner Meinung nach "unverhältnismäßig hohen Verwaltungskosten" gleich ganz abschaffen will.
"Persönlich bin ich der Auffassung, dass die Gebühr gänzlich gestrichen werden kann. Das entlastet die betroffenen Bürger, die teils unfreiwillig in die Kirche 'hineingeboren' wurden."
Auch aus Steuergründen: Vor allem junge Leute treten aus der Kirche aus
Ein Grund für den Kirchenaustritt scheint neben den Skandalen der katholischen Kirche, die zum Teil auf die evangelische Kirche abfärben, auch die Kirchensteuer zu sein - besonders bei jungen Leuten.
"Seit kurzem nehmen wir wahr, dass Berufsanfänger aus der Kirche austreten. Wenn Bindungen auch durch Umzüge oder Ausbildung schwinden, geht auch die Bereitschaft zurück, kirchliche Angebote weiterhin mitzufinanzieren", sagt Mira Körlin von der evangelischen Kirche Dresden.
Der Trend bestätigt sich sachsenweit: Da hat die Landeskirche 2021 rund 18.500 Mitglieder verloren.
Titelfoto: Norbert Neumann